Full text: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit (Teil 2)

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Die Völkerwanderung und die germanischen Staaten 
Gleich darauf ereilte aber den Westgotenkönig in Unteritalien ein 
früher Tod. Er wurde auf dem Grunde des kleinen Flusses Bu- 
sento in Kalabrien begraben. 
Unter Alarichs Nachfolger brachen die Westgoten nach 
Gallien auf. Nach mehreren Jahren gelang es ihnen hier festen 
Fuß zu fassen und westlich und südlich von der Loire ein eigenes 
Reich mit der Hauptstadt Tolösa^/^-Toulouse) zu gründen. 
Allmählich dehnten sie sich auch südwärts über die pyrenäische 
Halbinsel aus, während sie im Lauf des sechsten Jahrhunderts 
von den Franken aus Gallien verdrängt wurden. Das Westgoten- 
reich südlich von den Pyrenäen bestand bis zum Jahr 711. Da¬ 
mals wurde das westgotische Heer in der mehrtägigen Schlacht 
am Flüßchen Wadi-Bekka bei Jerez de la Frontera von den 
aus Afrika herübergekommenen Arabern besiegt, und diese machten 
sich darauf zu Herren des Landes. 
3) Die Wandalen. 
Schon vor den Westgoten waren die Vandalen, ein Volks- 
stamm, der ursprünglich zwischen Elbe und Weichsel gesessen hatte, 
zu Anfang des fünften Jahrhunderts über Gallien nach Spanien 
gezogen und hatten sich der Herrschaft über die pyrenäifche Halb- 
infel bemächtigt. Nachdem sie zwei Jahrzehnte daselbst gewohnt, 
zogen sie im Jahr 429, von den Westgoten gedrängt, unter ihrem 
König Genssrich oder Geiserich über die Meerenge von Gibraltar 
nach Afrika und gründeten hier ein Reich, dessen Hauptstadt 
Karthago wurde. 
Im Jahr 455 kam Genserich mit einer großen Flotte nach 
Italien herüber; er eroberte Rom und ließ es vierzehn Tage 
lang plündern^); mit seinen seekundigen Mannen beherrschte er 
das ganze Mittelmeer. 
Aber nach seinem Tode kamen unfähige Könige zur Regie- 
rung. Dazu bestand eine erbitterte Feindschaft zwischen den ger- 
i) Von der Rücksichtslosigkeit, womit die Vandalen gegen die Kunst- 
denkmäler der Stadt verfahren sein sollen, nicht aber thatsächlich verfahren 
sind, stammt die Bezeichnung Wandalismus für rohe Zerstörungswut.
	        
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