Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Töchterschulen

2. Kapitel. Die Kreuzzüge. 113 
mit dem Sultan Kamel von Aegypten einen zehnjährigen Waffen- 
stillstand, durch welchen den Christen die heiligen Orte ausge- 
liefert wurden. 
Die letzten Kreuzzüge unternahm Ludwig IX., der Heilige, 
von Frankreich auf die Kunde, daß die Chowaresmier im I. 
1-244 Jerusalem erobert und die Christen bei Gaza geschlagen 
hatten. Er unternahm den sechsten Kreuzzug (1248—1254 und 
1248 eroberte er Damiette in Aegypten; bald darauf aber wurde 
er bei Mausurah geschlagen und mit seinem Heere gefangen genom- 
men. Er mußte sich durch Rückgabe von Damiette und eine 
Million Goldstücke loskaufen (Untergang der Familie Saladins; 
Anfang der Mamelukenherrschaft in Aegypten), und nur Wenige 
kamen nach Europa zurück. Dennoch unternahm er im schwachen 
Greisenalter noch 
1270 einen Zug gegen Tunis, den siebenten Kreuzzug, auf dem 
er aber an der Pest starb. (Seine Frömmigkeit. Großer 
Einfluß seiner Mutter Blanca.) — Dies war die letzte bedeu- 
tende Unternehmung der Christen gegen die Sarazenen. Sie 
verloren allmählich alle Macht im Morgenlande, und endlich wurde 
1291 auch Ptolemäis (Acre), die letzte Stadt, welche sich noch 
im Besitze der Christen befand, vom Sultan von Ae¬ 
gypten erobert. 
89. 
r Folgen der Kreuzzüge. — So endeten die Kreuzzüge, 
nachbellt feist sechs Millionen Europäer in denselben ihren Tod 
gefunden hatten, ohne daß ihr nächster Zweck erreicht worden 
wäre; aber dennoch sind sie eins ber folgenreichsten Ereignisse 
gewesen. ^Zunächst wnrbe burch sie besonbers das Ansehen 
des Papstthums befestigt; beim wie bie Päpste bie Unter¬ 
nehmungen ins Leben gentsen hatten, so leiteten sie bieselben 
burch ihre Legaten; überall wußten sie ihren Willen geltenb 
zu machen, itnb bnrch Schenkungen von Rechten uub Gütern 
wuchs ber Reichthum ber Geistlichkeit unermeßlich. Ebenso 
übten bie Kreuzzüge auch beu größten Einfluß in allen Welt- 
lichen Verhältnissen. Viele Abtige verkauften, um bie Kosten 
ber Theilnahme am Zuge bestreiten zu können, ihre Güter, uttb 
während so ber Abel verarmte, hob sich ihm gegenüber die 
fürstliche Macht. Andere schenkten ihren Leibeigenen die Frei- 
heit, oder Leibeigene erwarben sich dieselbe durch Theilnahme am 
Kreuzzuge, und so bildete sich in einzelnen Gebieten ein freier 
Bauernstand. Vor Allem aber hob sich die Macht der 
Städte. Durch die Kreuzzüge war nämlich ein lebhafter 
Wernicke, Weltgeschichte. 8
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.