Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Töchterschulen

270 Neuere Geschichte. III. Abschnitt. Von 1789 bis jetzt. 
der König Berlin; Napoleon aber war bereits am 28. in Metz 
angelangt. Am 4. August überschritt der Kronprinz in der 
südlichen Pfalz die französische Grenze und erstürmte Weißen- 
bürg. Am 6. erfocht er einen glänzenden Sieg bei Wörth, 
und gleichzeitig siegten Prinz Friedrich Karl und General Stein- 
metz bei Saarbrücken und auf den Spicherer Höhen. Es 
folgte Sieg auf Sieg. Napoleon trat den Oberbefehl an den 
Marschall Bazaine ab und eilte über Verdnn nach Chalons. 
Nach den Siegen Friedrich Karls bei Courcelles (14. Aug.), 
Mars la Tour (16. August) und des Königs bei Grave- 
lotte (18. August) wurde Bazaine in Metz eingeschlossen. 
Bereits am 21. räumte die französische Nordarmee unter Mac 
Mahou, bei der sich Napoleon selbst befand, Chalons, und 
schlug die Richtung nach Rheims ein, um. Metz zu entsetzen. 
Aber am 31. Aug. und 1. Sept. bei Sebent an der Maas 
völlig geschlagen, mußte sie sich in biese Festung zurückziehen. 
Bereits am solgenben Tage ergab sich bieselbe; Mac Mahon 
unb bie ganze Armee wnrben zu Kriegsgefangenen gemacht; 
Napoleon aber übergab seinen Degen bem Könige Wilhelm unb 
würbe als Gefangener nach Wilhelmshöhe bei Kassel geschickt, 
währenb seine Gemahlin, ber er bei seinem Abgange von Paris 
die Regierung übergeben hatte, mit seinem Sohne über Belgien 
nach England ging. (Dorthin kam später nach seiner Ent- 
lassung ans ber Gefangenschaft auch ber Kaiser; er starb ba- 
selbst (Chifelhurst) am 9. Januar 1874.) Zu berfelbeu Zeit 
hatte Bazaine bei Noiffeville burchzubrecheu versucht, war 
aber zurückgeschlagen worben. 
Die Wirkung bieser Ereignisse auf Frankreich war nnbe- 
schreiblich. In Paris würbe am 4. September bie Republik 
proclamirt, unb es bilbete sich eine „Regierung ber National- 
Bertheibignng", an bereit Spitze ber General Trochu, Jules 
Favre unb Gambetta stanben. Auch iit ben übrigen großen 
Stäbten bes Laubes warb bie Republik verkünbigt, und von 
Norbamerika, Portugal, Italien unb ber Schweiz würbe sie 
sofort anerkannt. 
Die Republik setzte ben Krieg mit ber größten Hartnäckig- 
feit fort; aber bie beutfcheu Heere brangen alles Wiberstanbes 
ungeachtet unaufhaltsam gegen Paris vor, unb bereits am 
20. September war basselbe im Norbett von ber Armee bes Krön- 
Prinzen von Sachsen, im Süben unb Westen von ber bes Krön- 
Prinzen von Preußen völlig eingeschlossen. Am 24. September 
ergab sich Toul bem Großherzog von Mecklenburg-Schwerin; 
am 27. capitulirte auch Straßburg nach tapferer Gegenwehr aus
	        
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