30 V. Abschnitt. Die Mark Brandenburg. Von 1640—1740.
genannt, denn aus der tiefsten Erniedrigung erhob er Branden-
bürg unter den schwierigsten Zeitverhältnissen zu einer Achtung
gebietenden Macht und wurde damit der Begründer der branden-
bnrgisch-preußischeu Machtstellung in Europa. Geboren am
16. Februar 1620 zu Cöln an der Spree fiel seine Jugend
mitten in die Zeit des dreißigjährigen Krieges, der ihm zeigte,
welch Elend über ein Land kommt, wenn es in Zeiten des Friedens
in Ueppigkeit erschlafft und für die Zeiten des Krieges wehrlos
ist. Zu seiner wissenschaftlichen Ausbildung schickten ihn seine
Eltern schon in seinem vierzehnten Lebensjahre nach der Univer-
sität Leyden in Holland, das damals mit Spanien noch um seine
Unabhängigkeit kämpfte. Im Kriegslager des berühmten Prinzen
Friedrich Heinrich von Oranien erlernte er die Kriegskunst und
bildete sich so nach allen Seiten hin für seinen hohen Beruf vor.
Auch gab er hier ein für sein jugendliches Alter seltenes Bei-
spiel von Selbstbeherrschung. Als ihn junge Fürsten und Edel-
lente in der reichen und üppigen Stadt Haag von seinen ernsten
Bestrebungen ablenken und zu einer leichtfertigen Lebensweise
verführen wollten, floh er ihren Umgang und begab sich zum
Prinzen von Oranien, der damals Breda belagerte. Als dieser
die Veranlassung zu seiner Abreise vom Haag hörte, sagte er:
„Better, Eure Flucht beweist mehr Heldenmnth, als wenn ich
Breda erobere. Wer schon so früh sich selbst zu besiegen weiß,
der ist zu großen Unternehmungen sähig." Das Verlangen der
Stände von Cleve, ihnen den Kurprinzen zum Statthalter zu
geben, erregte das Mißfallen des Kurfürsten, der auf Schwarzen-
bergs Veranlassung seine Rückkehr anordnete, die 1638 erfolgte.
Bei seinem Regierungsantritt befand sich die Mark und
Cleve zum großen Theil in der Gewalt fremder Kriegsheere;
Preußen war zwar davon frei, ward ihm aber von Polen streitig
gemacht. Nur unter drückenden Bedingungen erlangte er 1641
die Belehnung. Er mußte nicht blos die früher gestellten Be¬
dingungen (§. 18) erfüllen, fondern außerdem noch von den
preußischen Seezöllen 100,000 und in Kriegszeiten 60,000
polnische Gulden jährlich zahlen. Er durste ferner die Refor*
mirten, seine eigenen Glaubensgenossen, in Preußen nicht dulden,
mußte die Appellation der preußischen Stände an den König von
Polen gestatten und die Besatzungen der Festungen Pillau und
Memel dem Könige von Polen verpflichten lassen. Dies für
ihn wie für das Land unwürdige Verhältniß zu lösen, mußte
des Kurfürsten Aufgabe sein, sobald sich dazu eine Gelegenheit
darbot. Um die Mark von den Drangsalen des Krieges zu
befreien, entließ er das von seinem Vater geworbene, aber dem