Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Töchterschulen

34 V. Abschnitt. Die Mark Brandenburg. Von 1640—1740. 
§• 23. 
Der schwedisch-französische Krieg (167-2—1679). Als 
König Ludwig XIV. von Frankreich sich zur Eroberung Holland's 
mit dem Erzbischof von Cöln und dem Bischof von Münster 
verbunden hatte, eilte der Kurfürst Holland, das ihm die Hälfte 
seiner Kriegskosten zu zahlen versprach, und seinen bedrohten 
Clevischen Landen zu Hülfe. Da aber die Holländer ihr Ver- 
sprechen nicht hielten, der Kaiser ihn ebenfalls nicht, wie er gehofft, 
unterstützte, Münstersche Truppen aber Mark und Ravensberg 
besetzten, schloß der Kurfürst mit Frankreich seinen Separatfrieden 
zu Vossem (16. Juni 1673). Frankreich zahlte 800,000 
Livres an Brandenburg Entschädigung und behielt nur Wesel 
und Rees bis zum Ende des Krieges besetzt. Dagegen behielt 
sich der Kurfürst vor, den Krieg gegen Frankreich zu erneuern, 
wenn er als deutscher Reichsfürst dazu verpflichtet sein würde. 
Dieser Fall trat schon ein Jahr darauf ein, als die Franzosen 
in die Pfalz eingefallen waren. Das deutsche Reich erklärte 
an Frankreich den Krieg, und so marschirte der große Kurfürst, 
dem Holland und Spanien Hülfsgelder versprachen, von Neuem 
aeaen die Franzosen und vereinigte sich mit den Kaiserlichen bei 
Straßburg im Elsaß. Um den Kurfürsten vom rheinischen 
Kriegsschauplatze zu entfernen, veranlaßte Lndwlg XIV. die 
Schweden, in die Mark einzufallen. Sie raubten, plünderten, 
mißhandelten die Einwohner und drohten auch in die Altmark 
einzubrechen. Hier aber rotteten sich die Bauern zusammen, um 
die Uebergänge über die Elbe zu vertheidigen. Auf ihren 
Fahnen stand geschrieben: 
Wir sind Bauern von geringem Gut 
Und dienen nnserm Kurfürsten und Herrn mit unserm Blut. 
Im Frühjahr 1675 brach der Kurfürst von Franken aus 
auf, um die Schweden aus seinem Lande zu vertreiben. Lr 
wußte den Schweden seinen Anmarsch zu verheimlichen und 
überfiel ihre Besatzung in Rathenow (25. Juni), die theüs 
niedergehauen, theils gefangen genommen wurde (List des alten 
Derfslinaer). Wenige entkamen und überbrachten den anderen 
die Kunde von der Anwesenheit des Kurfürsten. Als die 
Schweden sich hierauf eilends zusammen zogen und den Ruck- 
zug antraten, erreichte sie der Kurfürst und brachte chnen am 
28. Nitrit 1675 bei Fehrbellin eine vollständige Niederlage 
bei. (Der Stallmeister Emanuel Froben.) Dieser Sieg war 
für ihn um so ruhmvoller, als er denselben mit 5600 Rettern 
und 13 Kanonen über einen Feind in der Starke von ll,OUU
	        
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