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östl. von Tilsit) und schied demnach vorläufig aus dem Kriege aus. Bald
darauf aber rückte er nach Ostpreußen vor, das sich opferfreudig erhob.
Auf Anregung Steins, der als russischer Bevollmächtigter in Königsberg
eintraf, traten die Stände zusammen und beschlossen die Bewaffnung
des Volkes (der ostpreußischen Landwehr).
Die Tat Jorks ward vom Könige, der sich in Potsdam in der Gewalt
der Franzosen befand und die weiteren Absichten Rußlands nicht kannte, offen
zunächst nicht gebilligt, aber am 22. Januar reiste er nach Breslau ab und
gewann dadurch die Freiheit des Handelns. Am 3. Februar erschien der
Aufruf, der zur Bildung freiwilliger „Jäger-Detachements" l)
aufforderte, am 12. Februar machte der König der Armee bekannt, daß er
Jork den Oberbefehl über sämtliche Truppen in Preußen und Pom-
mern erteilt habe, am 28. Februar schloß er mit Rußland das Bündnis
von K a lisch lnordöstl. von Breslau, heute Grenzstadt in Russisch-Polen) zur
Befreiung Europas. Am 10. März, dem Geburtstage der Königin Luise,
stiftete er den Orden des Eisernen Kreuzes; am 17. März unter¬
zeichnete er den „Aufruf an mein Volk" und das Landwehrgesetz,
das die gesamte männliche Bevölkerung bis zum 40. Lebensjahr wehrpflichtig
machte („mit Gott für König und Vaterland"). Endlich erschien auch eine
Landsturmordnnng, nach der nur Gebrechlichkeit, Kindesalter und Greisen-
alter vom Kriegsdienst befreite. v
2. Der unglückliche Frühjahrsfeldzug (Großgörschen,
' P Die französischen Truppen wichen angesichts der feindlichen Stimmung
der Bevölkerung bis zur Elbe zurück. Das übrige Deutschland (die rhein-
bündischen Fürsten, auch der König von Sachsen) blieb unter dem Banne
Napoleons. Dieser hatte mit der ihm eigenen Schnelligkeit und Tatkraft neu
gerüstet und erschien mit überlegenen Truppenmassen im Felde. Ende April
zog er das Saaltal hinab. Das russisch-preußische Hauptheer war
von Schlesien her nach Dresden und dann auf Leipzig zu gerückt. In der
Nähe von Lützen bei Großgörschen (2. Mai) kam es zur Schlacht, die
trotz aller Tapferkeit der Preußen infolge der ungenügenden russischen Ober-
leitung und der Übermacht des Feindes nicht gewonnen ward. Der Rückzug
der Verbündeten war eine Notwendigkeit, doch geschah er in voller Ord-
nnng. Napoleon folgte, besetzte Dresden und überschritt die Elbe. Bei
Bautzen erwarteten ihn die Verbündeten. Die zweitägige Schlacht (20.21. Mai)
Mdete mit einem Siege Napoleons. Aber auch diesmal ward der Rückzug
tftiach Schlesien) in voller Ordnung bewerkstelligt.
3. Die Befreiung Deutschlands bis zum Rhein.
A. Z)ie Waffenruhe (bis zum 10. August) und der Anschluß Hster-
reichs. Napoleon erkannte, daß er zu schwach sei, den entscheidenden Sieg
£1) In besonderen Abteilungen wurden die freiwilligen Jäger den Bataillonen ^ an¬
geschlossen. Auch größere Freikorps bildeten sich, von denen da« Lützowsche das berühm-
teste geworden ist.
Wessel, Lehrb. d. Geschichte f. d. mittl. Klassen. 8