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wähl und die Stellung der Kurfürsten. Für die Königswahl ward be-
stimmt, daß der Kurfürst von Mainz nach dem Tode eines Kömgs die
anderen Kurfürsten zur Wahl nach Franksur ta. M. einladen, die Mehrheit
der Stimmen entscheiden und diese von folgenden Fürsten abgegeben werden fönten,
den Erzbischösen von Mainz, Trier, Köln, dem Könige von Böhmen,
dem Pfalzgrafen bei Rhein, dem Herzoge von Sachsen-Wittenberg
und dem Markgrafen von Brandenburg. Die Krönung sollte m Aachen
stattfinden. Den fieben Kurfürsten gestand der Kaiser die Unterl-
barkeit und Erblichkeit ihrer Gebiete sowie die Gerichtshoheit zu; damit
war in den kurfürstlichen Gebieten die volle Landeshoheit ausgebildet.
Karls Haupttätigkeit war seinem Erblande Böhmen gewidmet.
Besonders hob er seine Hauptstadt Prag. So baute er hier den Dom und den
Palast auf dem Hradschin sowie die Moldaubrücke. Durch Gründung der Uni-
versität, der ersten im deutschen Reiche, gab er Prag eine allgemeine
Bedeutung. Zugleich war er auf die Vergrößerung seiner böhmischen Haus-
macht bedacht; so brachte er die Lausitz, Schlesien und Brandenburg
an sein Haus. Von diesen Ländern übertrug er seinem zweiten Sohne Sig-
mund Brandenburg; seinem ältesten Sohne Wenzel, dessen Wahl zum
Könige er bei den Kurfürsten durchgesetzt hatte, hinterließ er Böhmen mit
den Nebenländern, Schlesien und der Lausitz *).
III. Der Zerfall des Reiches.
Den Mangel einer starken Reichsgewalt empfand niemand mehr als die
Städte, deren Gedeihen von dem Frieden im Innern und dem Ansehen des
Reiches nach außen abhing. Auf Selbsthilfe angewiesen, vereinigten sie
sich zu Bünden.
1. Die norddeutsche Hanse.
Infolge der Unsicherheit der Meere und der Scheu vor langen Seefahrten
entstanden an den Küsten Stapelplätze, wohin man von allen Seiten die
Waren brachte. Solch ein Platz war die Stadt Wisby [roisbii] auf der
schwedischen Insel Gotland, ferner im Osten Nowgorod am Ausfluß des
Wolchow 2) [roolchos] aus dem Jlmensee, im Norden Bergen in Norwegen,
im Westen London in England und Brügge in Flandern. An diesen großen
1) Heinrich VII. Graf von Luxemburg
Johann, König von Böhmen
Karl IV., König von Böhmen Johann §emrtch,
— —■ Markgraf von Mahren
Wenzel. Sigmund, —
König von Böhmen Markgraf von Brandenburg, Jobst von Mahren,
t 1419. König von Ungarn,
König von Böhmen (nach
Wenzels Tod)
Elisabeth, Gem.: Albrccht II. von Österreich. Erbe der Luxemburger
(Ungarns, Böhmens und der deutschen Krone).
2) Der Wolchow fließt in den Ladogasee, dessen Abfluß die Newa ist.