Full text: Lehrbuch der Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten

71 
zösischen Länder bekämpfte, den Krieg für die Wiederherstellung der Universal- 
Monarchie Karls V. weiterführen. So kam es 1713 zum Frieden von Utrecht, 
in welchem Philipp von Anjou (Philipp V.) Spanien mit den Kolonien erhielt. 
England gewann Gibraltar, der Herzog von Savoyen das Königreich Sizilien 
(bald an Österreich gegen Sardinien ausgetauscht), Prellßen Obergeldern. Der 
Kaiser und das deutsche Reich setzten zunächst den Krieg fort, schlössen indes 
schon 1714 den Frieden zu Rastatt und Baden (im Aargau).^Wer Kaiser 
erhielt Mailand, Neapel, Sardinien und die RuderlWdeJT 
Durch diese Erwerbungen wurde Österreich eine europäisa^Groß- 
macht. Freilich sein deutscher Charakter litt durch den Zuwachs der roma- 
nischen Gebiete ebenso, wie durch die Erwerbung slawisch-mongolischer Länder 
in den Türkenkriegen. Seine undeutsche Politik ließ in dem spanischen 
Erbfolgekrieg das Elsaß bei dem gedemütigten Frankreich und gab in dem pol- 
nischen Erbfolgekrieg auch noch Lothringen preis. 
C. per polnische Gröfotgekrieg (1733—1735). Nach dem Tode 
Augusts II.') von Polen (1733) wählte die Mehrzahl des polnischen Adels 
den Schwiegervater Ludwigs XV. ^) Stanislaus Lesczynski [läschtschünsfi] 
zum Könige. Dagegen unterstützte Österreich und Rußland den Sohn 
Augusts II., August III. Unter dem Vorwande, seinem Schwiegervater beizn- 
stehen, nahm Ludwig XV., den spanischen Erbfolgekrieg gleichsam erneuernd, 
im Bunde mit der andern bonrbonifchen Linie (Sp anien) den Kampf gegen 
Österreich ans. In glücklichem Kriege besetzten die Bonrbonen Italien (Mai- 
land, Neapel. Sizilien); ein französisches Heer drang in Lothringen ein. 
Der Kaiser vermochte keinen Erfolg zu erringen und sah sich zum Frieden 
von Wien genötigt (1735). Darin verzichtete Lesczynski auf Polen, er- 
hielt jedoch auf Lebenszeit das deutsche Reichsland Lothringen, das nach 
seinem Tode (f 1766) an Frankreich fallen sollte. Franz Stephan, der bis- 
herige Herzog von Lothringen, ward mit der Anwartschaft auf Toskana 
entschädigt (erledigt 1737). Der K a i s e r verlor N e a p e l und S i z i l i e n, die 
an Karl, den Sohn Philipps V. von Spanien, übergingen. Somit entstand 
die dritte bourbo tusche Linie in Europa. Dagegen erhielt Karl VI. die 
Anerkennung der sogen. pragmatischenSanktion, eines Hausgesetzes, durch 
das er bei dem Mangel an männlichen Nachkommen seiner Tochter Maria 
Theresia die Erbfolge in den gesamten österreichischen Ländern sichern wollte. 
Kurfürst August III. von Sachsen erlangte die polnische Krone. 
Durch die Vermählung seiner Tochter Maria Theresia (1736) mit 
Franz Stephan von Lothringen (Franz I.), dem Erben von Toskana, 
gewann Karl VI. in Mittelitalien, was er in Süditalien verloren hatte. 
II. Die Erhaltung der österreichischen Großmacht durch Maria Theresta. 
Per österreichische Gröfotgekrieg (1741—1748). Die Verlockung, 
Österreich für immer unschädlich zu machen, war bei dem Tode Karls VI. 
(| 1740) für Frankreich zu groß, als daß es die Pragmatische Sanktion 
1) Friedrich August I., der Starke, Kurfürst von Sachsen, erwarb 1697 die polnische 
Krone (August II.) und trat zugleich zum Katholizismus über. 
2) Ludwig XV. (1715-1774) ist der Urenkel und Nachfolger Ludwig? XIV.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.