194 Neue Geschichte.
freiung Jerusalems. Der spanische Dichter Cervantes (f 1616) schrieb
den komischen Roman Don Quixote; die ausgezeichneten Dramatiker Lope
de Bega (f 1635) und Calderon (f 1681) traten mit vortrefflichen Schau¬
spielen hervor, und der Portugiese Camoens (f 1569) verfaßte ein
Heldengedicht, „die Lusiade", durch welches er die Großthaten seines Volkes
verherrlichte. In England wirkten Shakespeare, der größte Dramatiker
der Welt (f 1616), und Milton (f 1674), dessen Epos „das Verlorne
Paradies" sein namhaftestes Werk ist.
2. Unter den Männern, welche damals in den Naturwissenschaf-
ten neue Bahnen gebrochen haben, müssen wir vor allem den großen
Astronomie.Astronomen Nikolaus Kopernikus von Thorn (f 1543) nennen. Das
sogenannte „Ptolomäische Weltsystem", welches die Erde für den Mittel-
Punkt des Weltalls hielt, stürzte er durch die Entdeckung, daß auch die Erde
ein Wandelstern sei und gleich den übrigen Planeten sich um die den
Mittelpunkt bildende Sonne bewege. Der durch protestantische Glaubens-
treue wie glänzenden Verstand gleich ausgezeichnete Astronom Johann
Kepler von Magstadt im Würtembergischen (f 1630), fand die Gesetze des
Planetenlaufs und legte in seinen Werken die richtigen Ansichten über den
Bau und die Ordnung des Weltganzen nieder. Der Italiener Galilei
aus Pisa (f 1642), welcher die Gesetze des Pendels und des freien Falls
entdeckte und das kurz zuvor in Holland erfundene Fernrohr zuerst gegen
den Himmel richtete, lehrte die Bewegung der Erde um die Sonne öffent-
lich, zog sich aber dadurch die Verfolgung der Inquisition zu, ward einge-
kerkert und zum Widerruf gezwungen, wobei er jedoch leise die Worte ge-
srochen haben soll: „und sie bewegt sich doch!"
Auch gehören in diesen Zeitraum die Erfindung des Thermometers
druch den Holländer Kornelius Drebbel (t 1634), des Barometers durch
den Italiener Torricelli (f 1647) und der Luftpumpe durch den Magde-
burger Bürgermeister Otto von Guericke (t 1686).
Die Fortschritte in der Astronomie waren es auch, welche bereits am
Ausgang des 16. Jahrhunderts den Papst Gregor XIII. zur Verbesserung
des Julianischen Kalenders bewogen (S. 185).
71. Frankreich im 17. Jahrhundert: Ludwig XIV. 1643—1715.
1. Richeli eu und Mazarin: Ludwig XIII. 1610 — 1643. Unruhen des Adels.
Richelieu (seit 1621). Sein Streben nach Vergrößerung Frankreichs und Grün-
bung absoluter Königsmacht. Sein Austreten im Dreißigjährigen Krieg. Verfahren
gegen Adel, Parlament und Hugenotten: Einnahme von La Rochelle. Akademie
der Wissenschaften (1635). Palais Royal. Richelieu f 1642. Tod Ludwigs XIII.
1643. Ludwig XIV. 1643—1715: Mazarin. Krieg der Fronde 1648-1652.
Unterwerfung des Adels. MazarinS Tod 1661. 2. Ludwigs XIV. Regierung:
l'Etat c'est moi. Ludwigs Persönlichkeit. Die Minister Louvois, Vauban und
Kolbert. Goldenes Zeitalter der französischen Litteratur. Französisch wird Diplo-
matensprache. 3. Ludwigs Hof- und Privatleben. Versailles. Zahlreiche Hoffeste.
Etikette. Neue Tracht. TageSsrdnung des Königs. Nachahmung des französischen
HofeS durch die deutschen Fürsten. „Bildungsreisen' nach Paris. 4. Ludwigs XIV.
Eroberungssucht und Unduldsamkeit. Friedensschlüsse. Aufhebung deS Edikts von
Nantes 1685. Auswanderungen. Ludwigs XIV. Tod 1715.
1. Richelieu und Mazarin. — Die erste Regierungszeit Ludwigs
Ludw.XIII. XIII. (1610—1643), der bei seines Vaters, Heinrichs IV., Ermordung
1610—43. (S. 185) neun Jahre zählte, war für Frankreich unheilvoll. Während die