68 Alte Geschichte.
Die Römischen Bürger hatten mit Ausnahme der Proletarier1 vom
17. bis 45. Jahre Kriegsdienste zu leisten. Die Aushebung geschah auf dem
Marsfeld, wo auch dem Oberfeldherrn der Eid der Treue geleistet wurde.
Legionen. Aus der erlesenen Mannschaft bildete man Legionen, denen
(bis auf Marius) die Centurieneinteilung des Servius Tullius zu
Grunde lag. Die Legion bestand aus 3 Abteilungen Schwer- und 2
Abteilungen Leichtbewaffneter; jede Abteilung hatte 15 Manipeln und
jede Manipel zwei Centnrien 2. Im Ganzen zählte eine Legion 4 — 5000
Mann 3. Dazu kamen noch 300 Reiter, die auf beiden Enden der Schlacht-
reihe aufgestellt waren und darum alae, Flügel, hießen. In der Regel
bildeten zwei Legionen, verstärkt durch eine Anzahl Hilfstruppen, ein kon-
sularifches Heer.
Unter dem Oberbefehlshaber standen die Legaten (Unterfeld-
Herren); die Legion wurde von dem Kriegstribunen, die Centurie von
dem Centurio (Hauptmann) angeführt. Die Befehlshaber der Bundes-
truppen hießen Präfekten.
Feldzeichen. Das älteste Feldzeichen war eine Stange mit einem Bündel Heu,
Manipulus genannt; dann ein Speer, an dessen Spitze eine Hand, kleine
runde Schilde oder ein sonstiges Bildwerk befestigt war. In der späteren
Zeit bildete ein Adler, gewöhnlich von Silber, das Hauptfeldzeichen.
Lager. Auf dem Marsch schlugen die Römer allabendlich ein Lager auf.
Dieses bildete ein Viereck, war mit Schutzgräben umgeben und barg in sich
eine Menge von Zelten. Je 10 Soldaten erhielten ein Zelt und trugen
das Material dazu als Gepäck mit sich. — War eine befestigte Stadt ein-
zunehmen, so umgab man sie mit einem Wall und baute von diesem
Dämme bis zur Stadtmauer. Auf den Dämmen wurden die Wurfmafchi-
nen und Mauerbrecher (Widder) aufgestellt. Bisweilen suchte man auch
durch unterirdische Gänge in die Stadt zu kommen.
Sold erhielten die Römischen Soldaten erst seit dem letzten Kriege
Beloh- gegen Veji (406). Andere Belohnungen waren: Kränze von Eichen-
nungen. laub, von Gras, von Lorbeerzweigen, dann Ehrenwaffen, Anteil an der Beute
und später, nach den Bürgerkriegen, Anweisungen von Ländereien. — Der
siegende Feldherr wurde mit dem Titel „Imperator" und einem der Er-
oberung entlehnten Ehrennamen, vor allem aber mit dem Triumph belohnt.
Manns- Die Mannszucht der Römer war streng. War einer ungehorsam
zucht. gewesen, so wurde er gepeitscht oder enthauptet; hatten Abteilungen oder
Legionen sich empört oder die Flucht ergriffen, so wurde jeder zehnte
Mann hingerichtet (decimiert).' Weil die Römischen Legionen so vortrefflich
eingerichtet waren, als Bürgerheer sich fühlten und mit Stolz für die
Größe ihres Vaterlandes kämpften, so galten sie als die tapfersten Soldaten
der Alten Welt.
31. Weitere Eroberungen der Römer 264—146 vor Chr.
1. Rom Herrin des Italienischen Festlandes '272. Punische Kriege. (Erster Puni-
scher Krieg '264—241: Sicilien römisch). Eroberung Sardiniens und Korsikas,
1 Der Name Proletarier ist Don proles, Kind, abgeleitet; weil die Armen
nur durch ihre Nachkommen, nicht durch Vermögen dem Staat nützen. Erst seit
Marins wurde diese unterste Klasse zum Kriegsdienst herangezogen.
2 Seit Marius wurde die Legion in 10 Kohorten geteilt.
3 Unter Cäsar hatte eine Legion 6000 Mann.