124 Mittlere Geschichte.
Hier wurde er später in seinem Palaste vvP einem Haufen gegen ihn ver-
bnndener Spanier ermordet (1541).
Die Spanier und Portugiesen waren anfangs die einzigen Beherrscher
der neuentdeckten Länder in Afrika, Asien und Amerika; aber bald legten auch
die übrigen Seestaaten: Holland, Frankreich und besonders England 1 Kolonien
in jenen Ländern an.
Überhaupt übten diese Entdeckungen auf ganz Europa einen unberechen-
d^r^mdeck-- ^aren Einfluß aus. Die zahlreichen Naturprodukte, welche aus den aufgefundenen
ren Länder" Ländern nach nnserm Erdteil kamen, erzeugten neue Bedürfnisse und mit diesen
eine große Rührigkeit in Gewerben und Geschäften. Der Handel nahm einen
neuen Aufschwung und wuchs an Ausbreitung und Mannichfaltigkeit. Er ver-
ließ die Gestade des mittelländischen Meeres und wurde zum Welthandel. Wie
bisher die italienischen Handelsstädte, so wurden nun die westlichen Staaten,
Portugal, Spanien, die Niederlande und später England, der Mittel-
Punkt des Verkehrs und derSitz des Reichtums. DieMasse der edlen Metalle, welche
alljährlich (namentlich aus Mexiko und Peru) nach Europa strömte, bewirkte
im Geldwesen und Verkehr, namentlich im Preise der Güter, große, überall
fühlbare Veränderungen. Die Kolonien bekamen einen größeren Wert und
gaben deshalb den seefahrenden Nationen genügenden Anlaß, ihre Kriegsflotten
zn vermehren. Und, was das Wichtigste war, die Erd- und Naturkunde er-
hielten durch die vielen Seereisen, durch die Flora und Fauna der entdeckten
Länder so viel Bereicherungen, daß sie eine ganz andere Gestalt annahmen
und den Gesichtskreis der Menschen bedeutend erweiterten. — Rechnet man
zu dem allen noch den Einfluß, welchen die Erfindung des Schießpulvers und
die der Buchdruckerkuust auf die europäischen Nationen ausübte, so wird man
begreifen, daß mit Anfang des 16. Jahrhunderts die Zustände des Mittelalters
einer gänzlichen Umwandlung entgegengingen.
Maximi- 6. In jener so vielfach erregten und sich völlig umgestaltenden Zeit
lian i. regierte in Deutschland (S. 111) Friedrich des III. Sohn, Maximilian I.
1493-1519. (1493—1519). Um die letzten Spuren des Faustrechts zu vertilgen, machte
er (1495) auf dem Reichstage zu Worms2 den ewigen Landfrieden bekannt.
Die Entscheidung der Streitigkeiten ward einem Reichskammergericht über-
wiesen, welches aus einem Kammerrichter und sechzehn anderen Richtern be-
stand. Am 31. Oktober 1495 wurde dieses Gericht zu Frankfurt a. M. ein¬
gesetzt, später aber (1530) ward es nach Speier und von da (1693) nach
Wetzlar2 verlegt, wo es bis zur Auflösung des deutschen Reichs (1806) ge-
blieben ist. Zur leichteren Handhabung der Ordnung teilte Maximilian
10 Kreise. Deutschland (1512) in zehn Kreise3, denen je ein Kreisoberster vorstand.
Außerdem führte er in Deutschland das Postwesen ein (1516), wobei er dem
Postwesen. Grafen von Thurn und Taxis das Reichspostmeisteramt verlieh.
Ende des Maximilian, der letzte ritterliche Kaiser, starb am 15. Januar 1519.
Mittelalters Mit ihm geht die Zeit des Mittelalters zu Ende.
1 Schon 1497 entdeckte der Engländer K abot: Neufundland.
2 Worms, Stadt am linken Rheinufer, im Großherzogtum Hessen. — Wetzlar,
Stadt an der Lahn, in der Provinz Hessen-Nassau.
3 Die zehn Kreise waren: Der österreichische, baierische, schwäbische, oberrheinische,
fränkische, kurrheinische, niederrheinisch-westfälische, obersächsische, niedersächsische und
burgundische. — Böhmen mit Mähren, Schlesien und der Lausitz, sowie der Ordens-
ftaat Preußen und das Land der Eidgenossen (Schweiz) waren darin nicht inbegriffen
und dem Reichskammergerichte nicht unterworfen.
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