228 Neue Geschichte.
fcrino. Villafranca, Juli. Friede zu Zürich, November: Lombardei, Modena, Parma,
Toskana und Bologna aN Sardinien. Savoyen und Nizza an Frankreich, Juni 1860.
2. Garibaldi erobert das Königreich beider Sicilien für Sardinien 1860. Dazu
Annexion der Marken und Umbriens. Viktor Emanuel ,Fönig von Italien" 1861.
Garibaldi gegen Rom 1862. Aspromonte. Florenz, Residenz 1865. Bündnis mit
Preußen 1866. Custozza und Lissa. Friede zu Wien, Oktober: Venetien an Italien.
Garibaldi gegen Rom 1867. Mentana. Vereinigung Roms und des übrigen Kirchen-
staates mit Italien 1870. Rom Residenz des Königs von Italien 1871. Viktor
Emanuel + 1878. Humbert I.
1. Die Bestrebungen der italienischen Patrioten waren in den Iahren
1848 und 1849 zu Schanden geworden (S. 220 Anm. 4.). Dennoch galt
Sardinien auch ferner als Hort der Freiheit und nationalen Unabhängig-
Viktor feit. Viktor Emanuel fuhr fort, die Verfassung in liberalem Sinne
Emanuel. durchzuführen und besaß in dem Minister C avour einen Staatsmann, der
Cavour. Jl)ettgef)enbe Pläne zur Ausführung zu bringen wußte. Zunächst legte er
bei dem Pariser Frieden (S. 227) den versammelten Großmächten eine
Denkschrift vor, in der er nachwies, daß Europa zu keiner Ruhe gelangen
werde, bis die italienische Frage im nationalen Sinne gelöst sei. Blieb
dieser Schritt auch ohne unmittelbare Folgen, so erfreute er sich doch der Zu
stimmung Englands und Frankreichs.
Plan Und schon 1858 beschloß Kaiser Napoleon III., erschreckt durch das
Napoleons Attentat des Italieners Orsini, der „Befreier Italiens" zu werden.
Neujahr Am Neujahrstage 1859 ging der französische Kaiser in der Sache
1859. weiter vor, indem er beim Empfange der Gesandten den von Österreich mit
den Worten begrüßte: „Ich bedaure, daß unsere Beziehungen nicht so gut
sind, als ich sie zu sehen wünsche; aber ich bitte, dem Kaiser zu melden,
daß meine persönlichen Gefühle für ihn immer dieselben sind." Noch klarer
wies Viktor Emanuel bei Eröffnung der sardinischen Kammern (10. Januar
1859) auf den „Schmerzensschrei" hin, „der sich Hilfe flehend erhebe und
gegen den Sardinien nicht gleichgiltig zu bleiben vermöge." — Österreich
Rüstungen, erkannte die ihm drohende Gefahr und sandte (23. April) nach Turin das
Ultimatum (Schlußerklärung), binnen drei Tagen abzurüsten. Am 25. er¬
folgte eine ablehnende Antwort, und am 26. ließ Napoleon in Wien erklären,
daß er den Übergang der Österreicher über den Tessin1 zugleich als eine
Kriegserklärung gegen Frankreich betrachte.
Sardinien hatte 60 000 Mann ins Feld gestellt; einige tausend
Freiwillige befehligte Garibaldis Napoleons Heer betrug 150000 Mann,
während die Streitkräfte der Österreicher sich auf 200 000 Mann beliefen.
Zum Heerführer der letzteren hatte man den Grafen Ghulai erwählt, einen
ungarischen Magnaten, der nie im Kriege Bedeutendes geleistet, wogegen
Napoleon, begleitet von seinen berühmtesten Generalen (Eanrobert und
Mac Mahon), sich selber an die Spitze der französtsch-sardinischm Armee stellte.
Am 29. April 1859 hatten die Österreicher durch Uberschreiten des
i Tessin (italienisch Ticino), linker Nebenfluß des Po, entspringt aus dem St.
Gotthard und bildete nach seinem Austritt aus dem Lago Maggiore btc Grenze
zwischen Sardinien und deu österreichischen Provinzen.
* Garibaldi, geboren 1807 zu Nizza, wurde Seemann, floh aber 1834 wegen
Beteiligung an einer Verschwörung nach Südamerika, wo er in den Dienst der Re
publik Uruguay trat. Im Jahre 1838 kehrte er nach Nizza zurück und nahm von
da an thätigen Anteil an den Kämpfen gegen Österreich.