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trogen, auf welcher der Erzengel Michael abgebildet stand. Hart-
näckig war das Treffen, aber endlich blieb Otto Sieger. Wer
von den Ungarn nicht im Lech ertrank, wurde auf der Flucht er¬
schlagen; Viele verbrannten, da die Deutschen die benachbarten Dörfer,
wohin viele Ungarn geflüchtet waren, in Brand steckten; nur Wenige
konnten die Kunde ihrer Niederlage in die Heimath bringen. Seit¬
dem getrauten sich die Ungarn nicht mehr Deutschland anzugreifen. —
4) Ebenso ruhmvoll waren die Thaten, die Otto I. in Italien
vollbrachte. Dort hatte ein Markgraf Berengar feinen Gegner Lothar
vergiftet und dessen Gemahlin Adelheid, weil sie seinen Sohn nicht
heirathen wollte, in ein Schloß am Gardasee eingeschlossen. Aber
die schöne Adelheid hatte einen treuen Diener an dem frommen Mönche
Martin. Dieser untergrub die Mauern ihres Kerkers und fuhr sie
auf einem Kahne über den Gardasee und brachte sie nach vielen Ge¬
fahren in das feste Schloß (Sanoffa (südlich vom Po, nicht sehr weit
öon Modena). Dann eilte er nach Deutschland zu Otto I. und
bat ihn um Hülfe gegen Berengar. Otto I. erschien in Italien,
besiegte den Berengar und heirathete die Adelheid. Berengar be¬
hielt die Herrschaft in Italien, mußte aber die Oberherrfchaft Otto's
anerkennen. Dies geschah noch vor dem Kriege mit den Ungarn. —
Ms aber, während Otto die Ungarn besiegte, Berengar die ge¬
schworene Treue brach, zog Otto im Jahre 961 abermals gegen Be¬
rengar, nahm ihn gefangen und schickte ihn auf's"feste Schloß Sam¬
berg (an der Regnitz). Otto I. wurde hieraus zu Mailand mit
der eisernen Krone der Lombarden zum König von Italien gekrönt.
Dann zog Otto I. gegen Rom, wo ein Aufstand der Römer gegen
den Papst Johann XII. ausgebrochen war. Otto I. ließ sich
vom Papste die Kaiserkrone auffetzen (962) und bekam da¬
durch nicht bloß die Schirmherrfchaft über die Stadt Rom und über
den Kirchenstaat, fondern auch den Kaifertitel, wie einst Karl der
Große, und alle feine Nachfolger strebten hierauf mit der römischen
Kaiserkrone gefrönt zu werden. Das deutsche Reich erhielt seitdem
den Namen heiliges römisches Reich deutscher Nation.
Deutschland kam dadurch in den engsten Zusammenhang mit Italien;
hierdurch gewann zwar Deutschland viel an Bildung und Gesittung,
es wurden herrliche Thaten von den deutschen Kaisern in Italien
ausgeführt; aber auch Strome deutschen Heldenbluts wurden in
Italien vergossen, und die Abwesenheit der Kaiser in Italien schlug
Deutschland tiefe Wunden, fo daß man Italien das Grab der
Deutschen genannt hat. — In dem folgenden Jahre (963) kam Otto
zum zweiten Male nach Rom, und da der Papst Johann XII. sich
treulos gegen ihn benommen hatte, fo ließ er ihn auf einer Ver-