Karl der Kühne von Burgund. 123 
sein Darlehen zurückzahlen und den Elsaß und Breisgau wieder aus- 
lösen konnte. Nun aber zögerte Karl der Kühne mit der Zurück-' 
gäbe dieser Länder, die er gern für immer behalten hätte. Da der- 
schafften sich die Elsüsser selbst Recht; sie vertrieben die burgundischen 
Besatzungen; der gewaltthütige Landvogt aber (Peter von Hagenbach 
hieß er) wurde enthauptet. Wuthentbrannt schwor Karl der Kühne 
*>en Elsässern blutige Rache. In diesem Kampfe aber fanden die 
Elsässer treue Bundesgenossen an dem Herzog von Lothringen und 
°n den Schweizern, denen Karl der Kühne auch schon manche Be¬ 
eidigung zugefügt hatte. Karl der Kühne eröffnete nun diesen 
Krieg damit, daß er dem Herzog von Lothringen in's Land fiel und 
seine Hauptstadt Nancy eroberte. Von hier zog er über den Jura 
Und fiel in der Schweiz ein. Am Neuenburger See liegt die Stadt 
^ranson, diese wurde erobert und die Besatzung theils erhängt, 
im See von Neuenburg ersäuft. Dies spornte die Eidgenossen 
i)Ur Rache. Gar nicht weit von Granson stieß Karl der Kühne mit 
seinen 40,000 Burgundern auf die Eidgenossen, die nur 20,000 
Mann zählten. Vor der Schlacht fielen die Eidgenossen auf die 
Kniee und beteten, worüber die Burgunder spotteten. Aber ihr Spott 
war bald dahin. Die rauhen Schweizersöhne aus den Gebirgen 
schlugen so tapfer zu, daß ein großer Schrecken das Heer der Bnr- 
Ander ergriff und zur wilden Flucht trieb. Karl der Kühne, der 
bis dahin für unüberwindlich gegolten hatte, floh selbst, und das 
Zeiche, mit seidenen, goldgewirkten Zelten versehene Lager mit allen 
goldenen Gesäßen, Ringen und ' Diamanten fiel in die Hände der 
Schweizer, die, den Werth dieser Kostbarkeiten nicht kennend, die- 
selben für weniges Geld verkauften. Etwa 420 Kanonen hatten 
die Schweizer dabei erbeutet. — Wuthentbrannt über diese Nieder- 
tage eilte Karl der Kühne nach Burgund zurück, ließ große Steuern 
auf alle Unterthanen ausschreiben und brachte so schnell wieder ein 
Mächtiges Heer von 55,000 Mann zusammen, mit dem er im Juni 
desselben Jahres (1476) abermals gegen die Schweizer rückte und 
die Stadt M urt eu (nicht weit von Bern, aber im Canton Freiburg) be- 
^gerte. Hier griffen die Eidgenossen, 30,000 Mann stark, die Bur- 
gunder in ihren Berschanzungen an und brachten ihnen eine noch 
größere Niederlage bei. 15,000 Burgunder wurden erschlagen, das 
Übrige Heer floh nach allen Seiten auseinander, der Herzog selbst 
kam mit einigen hundert Reitern, halb rasend vor Wuth und Zorn, 
?m Genfer See an. — Unterdessen hatte der Herzog von Lothringen 
sein Land sich wieder erobert, mich seine Hauptstadt Nancy wieder 
genommen. Mit seinem geschwächten Heere zog Karl der Kühne vor 
^ancy, um es wieder in seine Gewalt zu bringen. Der Herzog von
	        
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