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daß aber das Ansehen und die Macht des Kaisers durch diese Nach-
giebigkeit nicht gelitten hatten, zeigte das von den zeitgenössischen Dichtern
vielgepriesene Reichsfest zu Mainz, 1184, wo der Kaiser, „die Blume
der Ritterschaft" nannte man ihn, mit nie gesehenem Glänze die Wehr-
haftmachung seiner Söhne Heinrich und Friedrich vornahm. Daß er
ferner seine Pläne auf Gebietserweiterung in Italien nicht aufgegeben
hatte, zeigte er dadurch, daß er seinen Sohn Heinrick mit Konstanze,
der mutmaßlichen Erbtochter Rogers II. von @teilten, vermählte.
Ähnlich wie Otto I. suchte er Unteritalien durch Heirat an sein Haus zu
bringen.
II. Wiederherstellung der Kaisermacht in Neutschland.
§ 44. Der Plan des Kaisers, durch Nachgiebigkeit gegen Heinrich
den Löwen sich dessen Unterstützung bei seinen Unternehmungen in Italien
zu verschaffen, war gescheitert Der Welfe war eigennützig bestrebt,
seine Macht im Norden Deutschlands zu erweitern. Er gewann Lübeck,
eroberte im Bunde mit Dänemark Mecklenburg und Pommern,
besiedelte das Land mit holländischen und flämischen Ansiedlern und
sorgte für die Befestigung christlicher Einrichtungen und die Ausbreitung
deutscher Gesittung. Da er aber bei seiner Machterweiteruug vielfach
die Rechte benachbarter Fürsten verletzte, so wurde manche Klage gegen
ihn laut. Als er nun auch dem Kaiser auf seinem vierten Zuge nach
Italien die Hilfe versagte, lud ihn Friedrich bei seiner Rückkehr nach
Deutschland vor einen Reichstag. Da Heinrich trotz mehrfacher Vor-
ladung nicht erschien, so wurde die Reichsacht über ihn ausgesprochen,
1180. Seine Herzogtümer wurden getrennt vergeben: 1. Das alte
Herzogtum Sachsen wurde zersplittert; den östlichen Teil (Wittenberg
und Skuenbutg) mit dem Herzogstitel erhielt der Sohn Albrechts des
Bären, Bernhard von Anhalt; Westfalen (der jetzige Regsbzk.
Arnsberg) wurde zum Erzbistum Köln geschlagen; Lübeck, Hamburg
und Bremen wurden freie Reichsstädte. 2. Bayern, um Tirol und
Steiermark verkleinert, erhielt Otto von Wittelsbach, welcher den
Kaiser auf seinen Zügen kräftig unterstützt hatte. 3. Heinrich der Löwe
blieb im Besitze seiner Haus- oder Allodialgüter Braunschweig und
Lüneburg. Er wollte sich diesen Bestimmungen nicht fügen und setzte
sich zur Wehr, wurde aber besiegt und mußte auf dem Reichstage von
Erfurt fußfällig um Gnade bitten, 1181. Er sollte zur Strafe drei
Jahre Deutschland meiden und begab sich zu seinem Schwiegervater,
dem Könige Heinrich II. von England.