Full text: Deutsche und preußische Geschichte seit 1740 (Teil 4)

Der deutsch-französische Krieg. 
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Der Stolz Frankreichs mürbe zu berselben Zeit burch bert 
Ausgang einer auswärtigen kriegerischen Unternehmung Napo- 
leons empfinblich getroffen. Dieser hatte in ber Hoffnung, Frank¬ 
reich ben Herrschenben Einslutz in Mittelamerika zu verschaffen, 
burch ein Heer bie republikanische Regierung in Mexiko gestürzt 
unb bie Wahl bes Erzherzogs Maximilian von Österreich 
zum Kaiser von Mexiko veranlaßt (1864). Maximilian trat, auf 
bas französische Heer gestützt, bie Herrschaft in bem von Partei- 
ungen burchtvühlten Lanhe an. Aber bie Vereinigten Staaten, bie 
bamals aus schweren inneren Wirren erstarkt hervorgingen, ver¬ 
langten brohenb von Napoleon bie Abberufung ber fran¬ 
zösischen Truppen. Dieser fügte sich unb gab so ben burch 
ihn eingesetzten Kaiser Maximilian seinem Schicksale preis. Der 
unglückliche Fürst mürbe von ber republikanischen Partei be- 
zmungen, gefangen unb erschossen (1867). 
Um ben Unmut bes französischen Volkes über bie erlittene 
Schlappe zu beseitigen, brauchte Napoleon neue äußere 
Erfolge. Wie er aus bem Kriege an ber Seite Italiens gegen 
Österreich auch selbst eine ©ebietsermeiterung bavongetragen hatte, 
ebenso hatte er auch bei bem Siege Preußens über Österreich unb 
bessen Verbünbete bem Grafen Bismarck fein Verlangen äußern 
lassen, für Frankreich einen Lanbzumachs am Rhein zu er¬ 
halten. Aber Bismarck mußte Napoleon zuerst hinzuhalten. Als 
ber Kaiser bann mieberholt Pläne entmaff, Frankreich zu ver¬ 
größern (burch Teile von Hessen unb ber Pfalz, burch Belgien, 
zuletzt burch Luxemburg), sah er seine Absichten von bem Vunbes- 
kanzler abgetöteten ober burchkreuzt. Der machfenben Unz ufrie- 
benheit im Innern glaubte bie kaiserliche Regierung schlie߬ 
lich nur baburch Herr zu merben, baß man mit Preußen, bem 
Wibersacher ber französischen Machtpolitik, einen glücklichen Krieg 
führe. Dabei mar man über bie Wehrkraft bes Norbbeutfchcn 
Bunbes in ebenso arger Täuschung befangen mie über ben Stanb 
ber eigenen Rüstungen, unb man hegte bie trügerische Hoffnung, 
bie sübbeutschen Staaten mürben sich am Kampfe gegen Frankreich 
nicht beteiligen. 
2. Der Anlaß. 
Ein Anlaß zum Kriege mar leicht gefunben. In Spanien 
mar (1868) bie Königin Isabella burch eine Revolution gestürzt 
Stein, Geschichte für Mittelklassen. IV. 7
	        
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