Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte der Neuzeit bis 1740 (Teil 3)

Zeit des französisch-schwedischen Übergewichts. 
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durch den Gewinn des Elsaß eine feste Stellung am Rhein. 
Mazarin bemühte sich aber vergebens, nach dem Tode Kaiser 
Ferdinands III. die Wahl seines Sohnes Leopold durch Geld 
und Versprechungen zu hintertreiben. 
Kaiser Leopold I. (1658—1705). 
Nach Mazarins Tode (1661) übernahm Ludwig XIV., 
damals 22 Jahre alt, selbst die gesamte Leitung des Staates. 
Er war ein Herrscher von hohen Gaben des Geistes und des 
Körpers, von entschlossenem Willen und getragen vom höchsten 
Selbstbewußtsein. Er dünkte sich als Fürst erhaben über sein 
Volk, für das sein Wille als das alleinige Gesetz zu gelten hatte 
(Lffiat c'est moi). So vollendete er den Absolutismus der 
Fürstengemült. Um seinem Reiche das volle Übergewicht in 
Europa zu verschaffen, traf Ludwig gewaltige Rüstungen zu 
Lande und zu Wasser. Bei der Umgestaltung der Armee war der 
Kriegsminister Lo^ivois seine beste Stütze, während Vauban 
die Wehrkraft Frankreichs durch den Bau zahlreicher Festungen 
an seiner Ostseite verstärkte. Für die innere Wohlfahrt mar 
namentlich der Minister Eolbert unermüdlich tätig, durch dessen 
Maßregeln das Gewerbe und besonders die Luxusindustrie 
(Seidenweberei, Teppiche, Tapeten, Spitzen, Metallarbeiter, 
Möbel) einen solchen Aufschwung nahm, daß Frankreich seither 
für ganz Europa die Mode bestimmte. Prächtige Bauten des ^ 
Königs, besonders sein mit überladenem Prunk ausgestattetes 
SLlloß zu Versailles, förderten die Künste und das Kunst- 
getverbe. A)ie französische Literatur, von der freigebigen Gunst jä a.\ 
des Königs gefordert, erlebte unter ihm ihr goldenes Zeitalter. 
Aber die Prachtliebe und der verschwenderische Hofhalt Ludwigs /fluzin+iß. 
sowie die ungeheuren Rüstungen und die zahlreichen Kriege 
kosteten auch dem Volke die schwersten Opfer an Geld und Blut, 
und die Leichtfertigkeit der Sitten am Königshofe von Versailles 
verbreitete sich über den Adel und den wohlhabenden Teil des 
Bürgertums. 
Die Kriege Ludwigs XIV. werden, da sie nur der Gebiets¬ 
erweiterung dienten und auf die Macht des Schwertes sich stützten, 
„Raubkrieg e" genannt. Die Mächte, gegen die seine Eroberungs¬ 
politik sich richtete, waren in erster Linie Spanien und das 
deutsche Reich. 
Stein. Geschichte für Mittelklassen. III. 5
	        
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