Object: Die Poesie in der Schule

86 — 
390 Herein! Herein! Und stündlich mit den schnellen 
Gesellen alle, schließt den Reihen, Schwingen 
Daß wir die Glocke taufend weihen! Berühr' im Fluge sie die Zeitj; 
Konkordia soll ihr Name sein. 410 Dem Schicksal leihe sie die Zunge; 
Zur Eintracht, zu herzinnigem Selbst herzlos, ohne Mitgefühl, 
Vereine Begleite sie mit ihrem Schwunge 
395 Versammle sie die liebende Gemeine. Des Lebens wechselvolles Spiel. 
Ix Und wie der Klang im Ohr vergehet, 
— 5 415 Der mächtig tönend ihr entschallt, 
Und dies sei fortan ihr Beruf, So lehre sie, daß nichts bestehet, 
Wozu der Meister sie erschuf: Daß alles Irdische verhallt. 
Hoch überm niedern Erdenleben 
Soll sie im blauen Himmelszelt, XX. 
400 Die Nachbarin des Donners, schweben Jetzo mit der Kraft des Stranges 
Und grenzen an die Sternenwelt, Wiegt die Glock mir aus der Gruft, 
Soll eine Stimme sein von oben, 420 Daß sie in das Reich des Klanges 
Wie der Gestirne helle Schar, Steige, in die Himmelsluft! 
Die ihren Schöpfer wandelnd loben Ziehet, ziehet, hebt! 
405 Und führen das bekränzte Jahr. Sie bewegt sich, schwebt! 
Nur ewigen und ernsten Dingen Freude dieser Stadt bedeute, 
Sei ihr metallner Mund geweiht, 42 Friede sei ihr erst Geläute. 
141. Arion. August Wilhelm v. Schlegel, 
geb. 1767 in Hannover, war nach vollendeten Studien Professor in Jena, reiste viel in der Welt umher 
und starb 1845 als Professor in Bonn. 
(Werke. Leipzig 1846. L S. 204) 
4. Arion war der Töne Meister, 5. Es bleiben Wind und See gewogen, 
Die Zither lebt in seiner Hand; Auch nicht ein fernes Wölkchen graut; 
Damit ergötz er alle Geister, Er hat nicht allzuviel den Wogen, 
Und gern empfing ihn jedes Land. Den Menschen allzuviel vertraut. 
Er schiffte goldbeladen Er hört die Schiffer flüstern, 
Jetzt von Tarents Gestaden, Nach seinen Schätzen lüstern; 
Zum schönen Hellas heimgewandt. Doch bald umringen sie ihn laut 
2. Zum Freunde zieht ihn sein Ver⸗ 6.Du darfst, Arion, nicht mehr leben! 
langen, Begehrst du auf dem Land ein Grab, 
In liebt der Herrscher von Korinth. So mußt du hier den Tod dir geben; 
Eh in die Fremd er ausgegangen, Sonst wirf dich in das Meer hinab!“ 
Bat er ihn brüderlich gesinnt: „So wollt ihr mich verderben? 
„Laß dir's in meinen Hallen Ihr mögt mein Gold erwerben, 
Doch ruhig wohlgefallen! Ich kaufe gern mein Blut euch ab.“ — 
Viel kann verlieren, wer gewinnt!“ 
3. Arion sprach: „Ein wandernd Leben 7. „Nein, nein! wir lassen dich nicht 
Gefäͤllt der freien Vichlerbruft andern, 
Die Kunst, die mir ein Golt gegeben, Du wärst ein zu gefährlich Haupt. 
Sie sei auch vieler Tausend Lust Vo blieben wir vor Periandern, 
An wohlerworbnen Gaben Vexrietst du, daß wir dich beraubt? 
Wie woerd' ich einst mich laben, Uns kann dein Gold nicht frommen, 
Des weiten Ruhmes froh bewußt!“ Wenn, wieder e 7 
¶ Er sieht un Schiff am goeclen Uns nimmermehr die Furcht erlaubt.“ — 
Morgen, 8. „Gewährt mir denn noch eine Bitte, 
Die Lüfte wehen lind und warm. Gilt, mich zu retten, kein Vertrag: 
„O Periander, eitle Sorgen! Daß ich nach Zitherspieler Sitte, 
Vergiß sie nun in meinem Arm! Wie ich gelebet, strben mag. 
Wir wollen mit Geschenken Wann ich mein Lied gesungen, 
Die Götter reich bedenken Die Saiten ausgeklungen, 
Und jubeln in der Gäste Schwarm!“ — Dann fahre hin des Lebens Tag!“ —
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.