Die Griechen
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die Stadt umschloß. Der Hunger tat das übrige, im April 404 er¬
gab sich Athen den Siegern, die mit Zlötenschall die Mauern der
Stadt niederlegten. Ihre Blüte war für immer dahin, und Sparta war
wieder die Vormacht von Hellas.
Einnahme
Athens
§23. Zweite Vorherrschaft der Spartaner 404-371. wenn W-rr.
die Bündner Athens geglaubt Hattert, daß mit dem Sali der „Tyrannen- Spartaner
stadt" für sie die goldene Zeit anbrechen werde, so hatten sie sich sehr geirrt.
Spartas Herrschaft erwies sich als noch viel drückender. Überall setzten
die Spartaner Zehnerausschüsse aus ihren Anhängern ein, die in der Stadt
schalteten und walteten, wie sie wollten,- manchmal wurden sie in ihrem
ungesetzlichen Treiben noch von einer spartanischen Besatzung unterstützt.
So war es auch in Athen, wo Lysander dreißig Männer, meist aus adligem
Geschlecht, an ihrer Spitze Kritias und Gheramenes, eingesetzt hatte. Bald vi- Dreißig
begann eine furchtbare Schreckensherrschaft. XDer den Dreißig nicht paßte,
ward hingerichtet, Theramenes, der, obwohl selber kein heiliger, dem
wüsten Treiben Einhalt tun wollte, mußte auf Befehl des Kritias den
Giftbecher leeren. Massenweis flüchteten die Anhänger der Volkspartei,-
in Theben fanden sie gastliche Aufnahme und scharten sich dort um Thrasy-
bulos, einen tüchtigen heerführer aus dem großen Kriege. In keckem Hand¬
streich nahm er erst die Grenzfestung phyle weg und wies einen Angriff
der Dreißig blutig zurück,- dann durch immer neue Zuzügler verstärkt, be¬
mächtigte er sich des piräus, wobei Kritias im Straßenkampf fiel. Ihres swr^der
Führers beraubt, verloren die Dreißig den ITCut, sie flüchteten nach Eleusis
und warteten auf das spartanische Heer, das gegen die Empörer heran¬
rückte. Lysander war willens, der unbotmäßigen Stadt eine neue Schreckens¬
herrschaft aufzuerlegen, aber König Pausanias dachte anders und schloß
mit Thrasybulos und seinen Anhängern Zrieden (403). Blieb doch auch
die befreite Stadt, da ihre Mauern zerstört waren, immer noch in
Spartas Hand.
Um diese Zeit lebte in Athen ein edler und weiser Mann namens |oö^es
Sokrates. Eigentlich war er von Beruf Bildhauer, aber wenn er nur konnte,
besuchte er die öffentlichen Plätze und hallen, in denen die vornehme
Iugend Athens zu finden war, und knüpfte bald mit diesem, bald mit jenem
Gespräche an, durch die er ihre Gemüter zur Wissenschaft vom Edlen und
Guten hinzuleiten suchte. Denn er meinte, wenn einer erst einmal recht
wisse, was die Tugend sei, so könne er gar nicht anders als nun auch wirklich
die Tugend ausüben. Trotz seines unscheinbaren Äußeren hing die vor¬
nehme Iugend mit schwärmerischer Zuneigung an dem Mann, der jedem
Athener bekannt war, aber eben diese Verehrung sollte ihm jetzt gefährlich
werden. Auch manche von den Dreißig, vor allem der schreckliche Kritias,
früher auch der Verräter Alkibiades, waren seine Anhänger gewesen,
und da Sokrates niemals ein hehl daraus gemacht hatte, daß et die un-
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