Full text: [Teil 2,1] (Teil 2,1 für Untertertia)

158 Die deutsche liaiserzeit. 
Könige Wenzel. Über die Angelegenheiten der Universität stimmten 
damals vier Nationen ab, die Sachsen, Baiern, Polen und Böhmen. 
Die Deutschen hatten die Mehrheit, da auch die Polen, zu denen viele 
Schlesier gehörten, mit ihnen stimmten. Sie verwarfen gegen die Stimme 
der Böhmen die Lehren XDicliffs als ketzerisch. Doch die hussitische Partei 
setzte es bei Wenzel durch, daß er den Böhmen, die nur ein Fünftel aller 
Studierenden bildeten, drei Stimmen, allen übrigen zusammen nur eine 
Stimme gab. Da wanderten die deutschen Professoren und etwa 400 Stu¬ 
denten 1409 aus Prag nach Leipzig, wo im selben Jahre eine neue Uni¬ 
versität gegründet wurde. 
PStsS' § 136- Das Uonzil von Konstanz. Um allen Übeln in der 
141*0—1437 Kird)e abzuhelfen, sollte ein allgemeines Konzil zusammentreten, von 
diesem erhoffte die Christenheit „ein neues, goldenes, friebebringendes 
Zeitalter". Sigmund schien dazu berufen, dieses Konzil zustande zu bringen 
und dessen Hufgaben durchzuführen, denn selten hat ein Herrscher so 
viele Vorzüge des Körpers und Geistes gehabt wie er. Er war von wahr- 
Haft kaiserlicher Gestalt und Schönheit. Glänzend verstand er es, die 
Menschen für seine Pläne zu gewinnen. Seine unerschöpfliche Beredsamkeit 
wußte er in sieben Sprachen zur Geltung zu bringen. Stets voll hoch¬ 
fliegender Pläne erkannte er oft das Richtige. Hber Sigmund war leicht¬ 
sinnig , dazu über die Matzen prunksüchtig und verschwenderisch. Da er 
nur geringe (Einnahmen hatte, so war er in beständiger Geldnot. Diese 
hinderte ihn, seine großen Pläne durchzuführen. Sie verführte ihn, überall 
Schulden zu machen, ohne an Bezahlung zu denken. Spottet doch ein 
Franzose, daß der Kaiser, „der den ganzen Erdkreis in Flammen setzen 
wolle", sich wie ein Bettler betrage. 
3trit7beT Zuerst erwarb sich Sigmund um die Sache des Konzils die größten 
Kon3üs Verdienste. Er veranlaßte den Papst Johann XXIII., den Nachfolger des 
in Pisa gewählten Papstes, die Versammlung zu berufen, und zwar nach 
einer deutschen Stadt, nach Konstanz am Bodensee, das für alle Völker 
gleich günstig gelegen war. hier trat es denn auch im herbste 1414 zu¬ 
sammen. (Es war die glänzendste Vertretung der gesamten abendländischen 
Christenheit. Kußer dem Kaiser waren dort noch viele Reichsfürsten, 
die Gesandten aller Staaten, 29 Kardinäle, 300 Bischöfe und Prälaten, 
2000 Doktoren und Magister. Manchmal sollen über 70000 Menschen 
in Konstanz beisammen gewesen sein. 
Sigmund war es auch, der den Papst Johann XXIII. betvog, selbst 
das Konzil zu besuchen. Das war ein großer (Erfolg; denn damit erkannte 
Johann XXIII. an, daß ein Konzil über dem Papste stehe. 
Die drei Drei Hufgaben hatte die Versammlung zu lösen: 
Aufgaben 
des Nonziis 1. causa unionis, d. i. die Beseitigung der Kirchenspaltung, die 
Herstellung der (Einheit;
	        
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