Full text: [Teil 2,1] (Teil 2,1 für Untertertia)

36 Gründung germanischer Reiche auf römischem Boden. 
Führer von den letzten Gotenscharen gewählt wurde. Das war Totila. 
Er war ausgezeichnet durch Heldenmut und Feldherrngaben, vor allem 
aber durch Milde und Gerechtigkeit auch den Feinden gegenüber. Die 
herzen der Römer wandten sich ihm freudig zu, da er sie von dem Steuer- 
druck der byzantinischen Herrschaft befreite. Die feindlichen Truppen 
traten gern zu ihm über, da er sie reich belohnte. Mit seinem anfäng¬ 
lich kleinen Heere besiegte er die zurückgelassenen Byzantiner. Das ganze 
Land fiel ihm zu, schließlich auch Rom. von den Rlpen bis Sizilien 
reichte seine Herrschaft. Das Reich Theoberichs schien wiedererstanden. 
Narses stürzt Rber die frühern Kämpfe hatten bas (Botenheer allzusehr geschwächt, 
gotenreich unb Justiman machte gewaltige Anstrengungen, um Italien wieder« 
555 zuerobern. 551 brang sein Feldherr Narses mit einem Heere, dessen Kern 
aus germanischen Söldnern, namentlich Langobarden, bestand, über üenetien 
in Italien ein. 3hm trat Totila bei Taginä (im Rpennin, östlich vom 
oberen Tiber) zur Entscheidungsschlacht entgegen. Er selbst zeigte sich 
zuerst im Kampfspiel vor beiden Heeren, im Kampfe selbst focht er als 
tapferster Krieger. Rber vergeblich versuchten die gotischen Reiter, die 
den hauptteil des Heeres bildeten, die Linie der Feinde zu durchbrechen. 
Sie wurden zurückgeschlagen. Ihr Heldenkönig fand auf der Flucht den 
Tod (552). 
Heldentod Noch gaben die Reste des Gotenheeres die Hoffnung nicht verloren. 
Sie sammelten sich bei Pacta am Ttcino und erhoben den tapfern Teja 
zum Könige. Dieser führte in kühnem Zuge sein Heer durch ganz Italien 
bis nach Neapel. Dort nahm er am Fuße des Vesuv eine feste Stellung 
ein. In dem schönsten Teile ihres erkämpften Vaterlandes vollendete sich 
das Schicksal der letzten Goten. Narses schnitt ihnen alle Zufuhr ab. 
In dieser Not wollten sie lieber in der Schlacht als durch Hunger sterben. 
So gingen sie kühn zum Rngriff vor. Rm tapfersten von allen focht ihr 
König. Sein Heldentum sei würdig der Heroen alter Zeit, sagt selbst ein 
byzantinischer Geschichtsschreiber. Den dritten Teil des Tages kämpfte er 
in der vordersten Linie, ohne nur einmal zu weichen. RIs er feinen Schild, 
der mit 12 Spießen gespickt war, wechseln wollte, traf ihn der Todes¬ 
speer. Noch setzten die (Boten, ihres Königs würdig, den Kampf bis zum 
nächsten Tage fort. Dann baten sie um freien Rbzug, den ihnen Narses 
gewährte (553). Noch waren einige Festungen in ihrer Hand, noch mußte 
Narses ein fränkisch-alemannisches Heer, das ganz Italien verwüstete, be¬ 
siegen. Im Jahre 555 war der letzte Widerstand gebrochen. Seitdem ist 
das stolze Volk ber (Dftgoten aus ber Geschichte verschwunben. 
Sein Schicksal erscheint uns erschütternd „Sie sinb wie ein hoch- 
begabter Mensch, der jung dahin stirbt mitten in einer glänzenden 
Laufbahn." 
«Eroberung § 30. Die Gründung des Langobardenreiches in Italien. 
burdTöie Kaum war Iustinian gestorben, als der größte Teil seiner wichtigsten Er-
	        
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