Das Zeitalter Friedrichs des Großen.
Die Seit bis zum Siebenjährigen Krieg,
§ 1. Die Jugend Friedrichs II. Hm 31. ZTTai 1740
1740
Regierungs¬
antritt
FriedrichsII.
starb König Friedrich Wilhelm I. zufrieden, rveil er einen so
würdigen Sohn und Nachfolger hinterlasse, und Friedrich II. bestieg im
Alter von 28 Jahren den Thron. Er war Sonntag, den 24. Januar 1712,
im königlichen Schlosse zu Berlin geboren. Sein Großvater, König
Friedrich I., hatte die Geburt dieses Enkels freudig begrüßt, denn
zwei ältere Brüöer des jungen Prinzen waren im zarten HIter ge¬
storben. Die Erziehung öes Prinzen lag zunächst in öen hänöen öer Erziehung
Frau von Kocoulte, weil sie vor zwei Jahrzehnten öie Erzieherin öes
Daters gewesen war. Den ersten Unterricht erteilte öer Franzose
Duhan öe Janöun, öer in öem Prinzen, als öieser öer französischen
Wärterin entwachsen war, sehr gegen öen Willen öes Daters öie Liebe
zur Wissenschaft unö vornehmlich zur französischen Literatur weckte.
Hber König Frieörich ist seinem Lehrer allezeit öankbar gewesen,- als er
am 28. Dezember, als sieggekrönter helö, aus öem Zweiten Schleichen
Kriege nach Berlin zurückkehrte, öa besuchte er noch am Hbenö öesselben
Tages in einem kleinen Seitengäßchen seinen sterbenöen Lehrer, um von
ihm für immer Hbschieö zu nehmen. Die Oberaufsicht über öie Erziehung
hatten öie Offiziere von Findenstein unö von Katastern, beiöes Ostpreußen,
unö öieser ein Neffe öes im Jahre 1672 Hingerichteten von Kalckstein.
Die Instruktion, nach öer König Frieörich Wilhelm seinen Sohn erzogen Rheims
tvissen wollte, lautete öahin: öer Prinz sollte ein guter Ehrist, ein guter Instruktion
Soldat und ein guter Wirt werden. Mehr als zum Dater fühlte sich der
Prinz zur ITCutter, Sophie Dorothea von Hannover, hingezogen; an ihr
hat er stets mit rührender Pietät gehangen, bekennt er doch später, daß
keine ITtutter sich mehr als sie um alle ihre Kinder verdient gemacht habe.
Bei ihr fand der Prinz Rückhalt, als es zum Konflikt mit seinem Dater kam.
Die genialische, phantasievolle Natur des Kronprinzen fühlte sich durch^mvat?"
die pedantische Erziehungsweise des Soldatenkönigs eingeengt. Gegen alles,
tvas dem Dater am herzen lag, zeigte der Sohn Hbneigung, ja Widerwillen.
So nannte er die preußische Uniform, des Königs Ehrenkleid und tägliches
Gewand, seinen Sterbekittel. Die Kluft zwischen Dater und Sohn wurde
immer größer und tiefer, und die Erbitterung des Königs wuchs, als
öie Königin immer rvieöer auf öen Plan einer Doppelheirat zurück-
Koch, Lehrbuch der Geschichte. II. 3. -i