Full text: [Teil 2,3] (Teil 2,3 für Untersekunda)

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Das Zeitalter Wilhelms I. 
Reife, das seine „sehr erfreuliche Gewandtheit im Deutschen" rühmte. 
Dann bezog er die Universität (Böttingen, um Rechtswissenschaft zu 
studieren. Nach bestandenem Examen mar er in der Justiz und ver- 
waltung tätig, um dann seiner Militärpflicht in Potsdam bei den Garde¬ 
jägern und später in Greifswald zu genügen. Nach des Vaters Tode 
wurde er Gutsherr von Schönhausen und bald darauf Deichhauptmann. 
Tätiget 3m Jahre 1847 gehörte er zu den Abgeordneten des vereinigten Land¬ 
tages, und in demselben Jahr vermählte er sich mit Johanna von puttfamer. 
1849 wurde er zum Abgeordneten der zweiten Kammer für Westhavelland 
und später auch für das Volkshaus des Erfurter Unionsparlaments gewählt. 
1851 erfolgte feine (Ernennung zum preußischen Bundestagsgesandten, 
und 1859 ging er als Gesandter nach Petersburg, von hier berief 
man ihn im Frühjahr 1862 nach Berlin, um wegen Übernahme des 
Ministeriums mit ihm zu verhandeln, aber seine Stunde war noch nicht 
Berufung ins ^e^°mmen' pudern er erhielt die (Ernennung zum Gesandten in Paris. 
Ministerium schrieb Roon im August 1862 an Bismarck, mit dem er in lebhaftem 
Briefwechsel stand, er möge sich der altritterlichen Pflicht, feinen König 
herauszuhauen, erinnern. Bismarck erklärte seine Bereitwilligkeit: „Ich 
mag mich nicht drücken," schrieb er zurück, „denn ich mag mir keiner 
Feigheit bewußt sein" und wurde am 22. September vom König in Babels- 
berg empfangen. Dieser war sehr niedergeschlagen und zeigte Bismarck den 
(Entwurf einer Abdankungsurkunde, da er gegen feine Überzeugung 
nicht regieren könne und kein Minister sich ihm mehr zur Verfügung 
Bismarck 
Minister¬ 
präsident 
1862 
stelle, um ihn zu decken. Da erklärte Bismarck, er getraue sich den Kampf 
aufzunehmen und auch gegen die Mehrheit des Landtages zu regieren. 
Bismarcks § 91. Der Konflikt. In einer Sitzung der Budgetkommission 
des Abgeordnetenhauses, in der Bismarck vom Ministertisch aus die 
Stärkung der Armee, die „uns so nötig wie das liebe Brot ist", 
befürwortete, deutete er auch die Ziele feiner Politik an, indem er 
sagte: „Preußen muß seine Kraft zusammenhalten für den günstigen 
Augenblick, der schon einige Male verpaßt ist. Nicht durch Reden und 
Majoritätsbeschlüsse werden die großen fragen der Zeit entschieden — 
dies ist der Sehler von 1848/49 gewesen — sondern durch Blut und 
(Eisen." Bei diesem Auftreten war eine Verständigung mit den Ab¬ 
geordneten nicht möglich, und auch der König, der in Baden weilte, 
scheint für Augenblicke an feinem Minister irre geworden zu sein. 
des Königs Bismarck mußte davon gehört haben, denn er reiste dem König bis 
Jüterbog entgegen, und es gelang ihm während der Fahrt nach Berlin, 
seinem gebeugten Herrn, dessen Gedanken sich mit Königen und Ministern, 
wie Karl I. und Strafforö, die im Kampf mit dem Parlament unter¬ 
gegangen waren, beschäftigte, wieder aufzurichten. „Ich sehe ganz genau 
voraus, wie das alles endigen wird," sagte der König, „da vor dem
	        
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