Full text: [Teil 2,3] (Teil 2,3 für Untersekunda)

144 Das Zeitalter Wilhelms I. 
Diese Rechte der Herzogtümer wurden aber im Jahre 1846 schmählich 
durch Christian VIII. verletzt, indem er es unternahm, Schleswig-Holstein 
mit Dänemark zu einem Gesamtstaat zu vereinen. Oer König hatte 
nämlich nur einen Sohn, Friedrich VII., mit dessen Tode, da seine Ehe 
kinderlos war, die Monarchie sich auflösen mußte, denn in Dänemark 
galt Zwar die weibliche, in Holstein aber nur die männliche Erbfolge. 
Der offene-- ^ Nennung der Herzogtümer von Dänemark zu verhindern. 
Brief" erließ Ehrtsttan VIII. den sogenannten „Offenen Brief", in dem er er- 
klärte, daß beim Aussterben des Mannesstamms die Erbfolge in Schleswig 
und auch in Holstein, wo das Erbrecht nur in einigen Teilen des 
Landes zweifelhaft sei, auf die weibliche Linie übergehen sollte. Nun 
erhoben sich die Schleswig-Holsteiner, die „up ewig ungedeelt" sein 
tvollten, und entfachten eine Bewegung, die sich über ganz Deutsch- 
land ausbreitete. Überall hörte man das Lied des Schleswigers Friedrich 
Chemnitz singen: 
„Schleswig-Holstein, meerumschlungen, 
Deutscher Sitte hohe wacht, 
tDehre treu, was schwer errungen, 
Bis ein fchön'rer morgen tagt! 
Schleswig-Holstein, stammverwandt, 
Wanke nicht, mein Vaterland!" 
Die Kämpfe HIs dann König Friedrich VII. auf Grund des offenen Briefes die 
1848-1850 Einverleibung Schleswigs in Dänemark versuchte, griffen die Schleswig- 
holsteiner zu den Waffen. Der deutsche Bund leistete „dem bedrängten 
Bruderstamm" auf seine Bitte Hilfe, und der preußische General von wränge! 
erhielt „als Bundesfeldherr" den Oberbefehl. Er siegte im Hpril 1848 
bei Schleswig und nahm bald darauf die Festung Jridericia ein. Da 
aber traten England, Schweden und Rußland für Dänemark ein und 
drohten mit Krieg, so daß Preußen seine Truppen aus Jütland zurückzog 
sttilstandvonUtt^ *n ^en Waffenstillstand zu 2TT a l m ö willigte. Dieser aber brachte 
matmö den frieden nicht, und so begann der Krieg im Hpril 1849 von neuem. 
Eine deutsche Strandbatterie schoß bei Eckernförde das dänische Linien- 
„Christian VIII." in Brand, und die Fregatte Gefion wurde erobert. 
Bayern und Sachsen erstürmten die Düppeler Schanzen. Bald darauf 
aber kam es infolge einer diplomatischen Intervention Englands und 
Rußlands zum Waffenstillstand, dem im Juli 1850 der Friede mit Däne* 
mark folgte, in dem die Herzogtümer sich selber überlassen wurden. Doch 
die Schleswig-Holsteiner setzten den Kampf auf eigene Hand fort, und 
öer ehemalige preußische General von Willisen übernahm den Ober¬ 
befehl über ihr Heer. Bei 3 b st e d t nördlich von Schleswig kam es im 
3uli 1850 zur Schlacht, in der die Schleswig-Holsteiner, obschon sie den 
Sieg in Händen hatten, doch geschlagen wurden und ganz Schleswig den 
Dänen preisgeben mußten.
	        
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