Das Zeitalter Friedrichs des Großen.
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der König ihre Offiziere um sich und hielt eine Ansprache, deren Inhalt
er selbst aufgezeichnet hat: Meine Herren, ich unternehme einen Krieg, UAK
für welchen ich keine anderen Bundesgenossen habe als Ihre Tapferkeit
und keine andere hülfsquelle als mein Glück. Erinnern Sie sich stetig des
unsterblichen Ruhmes, den Ihre vorfahren auf den Gefilden von Warschau
und $ehrbellin erworben haben, und verleugnen Sie nie den Ruf der
brandenburgischen Truppen. Leben Sie wohl, brechen Sie auf zum Rendez¬
vous des Ruhms, wohin ich Ihnen ungesäumt folgen werde." Was
Friedrich hier im Kreise seiner Offiziere und wenig später in einem Briefe
an seinen Freund Iordan ausspricht, daß zu dem Entschluß von 1740 ein
gut Teil das verlangen nach Ruhm beigetragen habe, hat er später als
Greis in den historischen Denkwürdigkeiten mit königlichem Freimut offen
bekannt: „Das verlangen, mit einen Namen zu machen, hat mich zum
Kriege verleitet."
Während der König am 13. Dezember noch einem großen Maskenballe fl6flrmee3ur
im Berliner Schlosse beiwohnte, wurde alles zur Abreise vorbereitet, die
fast unbemerkt am Morgen des nächsten Tages erfolgte. Eis Friedrich in
der Nähe von Krossen die schiefische Grenze überschritt und den ent-
scheidenden Schritt tat, dachte er an Eäsar. „Ich habe den Rubikon über- f^rSt6en'ber
schritten," schreibt er an seinen Minister podewils, „mit wehenden Fahnen ®ren3e
und klingendem Spiel." Nun erfolgte in raschem Siegeslauf den ©der-
ström aufwärts der Einmarsch in das von feindlichen Truppen entblößte
Land, von der protestantischen Bevölkerung wurden die Preußen mit
Iubel begrüßt. Binnen sechs Wochen lag das ganze Land mit Ausnahme ö«°cani>es
von (Biogau, Brieg und Neiße, die blockiert wurden, zu den Füßen des
(Eroberers, flm 3. Januar 1741 hielt Friedrich seinen feierlichen Einzug
in Breslau. In der Nacht zum 9. März wurde die Festung (Biogau vom
Prinzen Leopold, dem ältesten Sohne des alten Dessauer, im Sturm ge¬
nommen.
Inzwischen hatte Österreich in Mähren ein Heer zusammengezogen, A Hst-r.
an dessen Spitze der Feldmarschall Neipperg stand. Dieser näherte sich reid)cr
durch einen geschickten Marsch über das Gebirge, an den Grenzposten der
Preußen vorbei, der Festung Neiße. Friedrich, dem noch Zeit gegeben war,
seine Truppen schnell zusammenzuziehen, sah seine Verbindung mit Breslau
bedroht und entschloß sich deshalb, Neipperg anzugreifen. Es war am
10. April, mittags zwei Uhr, als die preußischen Geschütze das
Feuer eröffneten und sich auf der schneebedeckten Ebene von
1741
Schlacht bei
Mollwitz
Mollwitz beide Heere in nahezu gleicher Stärke gegenüberstanden. Die
österreichische Kavallerie, gereizt durch das Artilleriefeuer der Preußen,
warf die damals noch ungeübte preußische Kavallerie im ersten Anrennen
über den Haufen. Diese stürzte zwischen die Reihen der eigenen Infanterie,
verfolgt von den Österreichern, die nun die langen Reihen der preußischen
Infanterie auf allen Seiten umfluteten.