Object: Geschichte der neueren Zeit (Abth. 3)

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Geschichte der neueren Zeit. 
streich die herrschende Adclsfaktion und reformierte die Verfassung zu 
Gunsten der Krone, stellte jedoch keinen besseren Staatshaushalt her. 
Daher mangelten die nöthigen Mittel, als er nach dem Ausbruche des 
Türkenkrieges 1788 an Katharina II. den Krieg erklärte, und nur die 
Erhebung des wackeren schwedischen Volkes machte es ihm möglich, den 
unzufriedenen Adel niederzuhalten und den Krieg, wenn auch ohne Vor¬ 
theil, doch nicht ohne Ehre zu beendigen. Im Jahr 1789 fochten die 
Schweden unglücklich zu Wasser und Land, im folgenden Jahre dagegen 
gewann der König zwei Treffen in Finnland, und nach abwechselndem 
Kampfe zur See einen großen Sieg bei Suenskasund (9. Juli); 
Schwedens Erschöpfung nöthigte ihn aber zum Frieden zuWerelä 
(14. August 1790). 
Die französische Revolution in ihren Ausschreitungen gegen König 
Ludwig XVI. versetzte Gustav III. in große Aufregung; bevor er jedoch 
einschreiten konnte, wurde er auf einem Maskenballe (15./16. März« 
1792) von einem Edelmann Ankarström durch einen Pistolenschuß 
tödtlich verwundet (er starb 29. März); ihm folgte sein Sohn Gustav IV. 
Äaisrr Joseph II. (1765—1790). 
§ 278. Joseph wurde am 27. März 1764 einstimmig zum 
römischen Könige gewählt, und folgte als Kaiser seinem am 18. August 
1765 gestorbenen Vater Franz I., sein Bruder Leopold aber wurde 
Großherzog von Toskana, welches Franz I. in der Erbfolgeordnung von 
1763 zu einem Sekundogeniturerbe des österreichischen Hauses bestimmt 
hatte. Maria Theresia erklärte Joseph als ihren Mitregenten 
und überließ ihm die ausschließliche Leitung des Kriegswesens, während 
sie selbst in ihren Bestrebungen fortfuhr, die Kräfte des Reichs und die 
Wohlfahrt ihrer Völker durch weise Gesetze und Einrichtungen zu heben. 
Joseph setzte aber auch in der Leitung der auswärtigen Angelegen¬ 
heiten meistens seinen Willen durch, da Maria Theresia mit zunehmen¬ 
dem Alter nachgibiger wurde; sehr ungern gab sie ihre Einwilligung 
zur ersten Theilung Polens (1772), durch welche sich Oesterreich mit 
Galizien und Lodomerien vergrößerte, sie war auch nicht Ursache, 
daß 1777 die Pforte durch Drohungen zur Abtretung der Bukowina 
veranlaßt wurde, und noch weniger an dem bayerischen Erbfolge- 
oder einjährigen Kriege. 
Der Kartof. 8 279. Als der Kurfürst Mar Joseph von Bayern kinderlos 
felkrieg. starb, ließ sich der Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz zur Ver- 
zichtung auf die Reichs- und böhmischen Lehen und zur Abtretung des 
Landes der ehemaligen Linie Bayern-Straubing bestimme«, allein der 
Herzog Karl von Pfalz-Zweibrücken, Karl Theodors muth- 
maßlicher Erbe, protestierte und fand bei Friedrich II. Unterstützung. 
Die Unterhandlungen führten zu keinem Ziele, daher brach Friedrich II. 
(Juli 1778) in Böhmen ein, es kam jedoch zu keinem Schlage von 
irgend einer Bedeutung, weil Friedrich und Joseph gleich vorsichtig 
waren, Maria Theresia aber den Frieden wünschte, der auch unter der 
Vermittlung von Rußland und Frankreich 1779 (13. Mai) zu 
Teschen abgeschlossen wurde. Das Erbrecht von Pfalz-Zweibrücken 
wurde anerkannt, an Oesterreich jedoch das Jnnviertel (etwa 
40 O Meilen zwischen Donau, Inn und Salza) abgetreten, dem König
	        
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