Full text: Realienbuch zum Gebrauch in den Volksschulen des Fürstentums Lippe

238 
7. Das Ohr besteht aus dem äußern, mittlern und innern Ohr. 
Am äußern Ohr unterscheidet man die Ohrmuschel und den Gehörgang. 
Die Ohrmuschel ist ein flacher Knorpel, welcher mehrere Wülste und 
Rinnen zeigt. Sie dient zum Ausfangen der Schallwellen und leitet sie 
in den Gehörgang und zum mittlern Ohr. Das mittlere und innere 
Ohr liegt im Felsenbein itn& wird gegen den Gehörgang durch das Trommel¬ 
fell abgeschlossen. Im Mittelohr liegen die drei Gehörknöchelchen, welche 
nach ihrer Gestalt Hammer, Amboß und Steigbügel heißen. Vom Mittel¬ 
ohr geht ein Kanal zur Rachenhöhle, welcher den Namen Ohrtrompete 
führt. Das innere Ohr heißt auch das Labyrinth nnd besteht aus dem 
Vorhof, der Schnecke und den drei Bogengängen. Es ist mit dem Gehör¬ 
wasser angefüllt, in dem sich die Enden des Hörnerven ausbreiten. 
8. Das Hören kommt auf folgende Weise zustande. Die Schall¬ 
wellen werden von der Ohrmuschel aufgefangen und durch den Gehörgang 
zum Trommelfell geleitet. Von hier werden sie durch die Gehörknöchelchen 
zum innern Ohr geleitet. Hier setzen sie das Gehörwasser in Schwingung 
und üben so aus den Hörnerven einen Reiz aus. Dieser wird zum Gehirn 
geleitet und hier von der Seele als Ton empfunden. Was also aus der 
Außenwelt an unser Ohr schlägt, ist Schwingung oder Bewegung der 
Luft; was zum Gehörnerven geleitet wird, ist ebenfalls bloß Schwingung 
oder Bewegung; was zum Gehirn geleitet wird, ist Nervenreiz, dessen 
Wesen wir nicht kennen; was aber die Seele empfindet oder wahrnimmt, 
das erst ist der Ton; er ist ein Erzeugnis der Seele. 
9. Pflege des Ohres. Obwohl das Ohr eine geschützte Lage hat, 
muß es doch vor starken Erschütterungen bewahrt werden. Ein heftiger 
Schlag vor das Ohr kann das Trommelfell zum Platzen bringen. Bei 
einem heftigen Knall soll man den Mund öffnen. Dadurch wird bewirkt, 
daß die Schallwellen von zwei Seiten gegen das Trommelfell schlagen 
und es nicht eindrücken: vom Munde her durch die Ohrtrompete und vom 
Gehörgange her. Mit spitzen Gegenständen darf man nicht in dem Gehör¬ 
gang bohren. Das Ohrenschmalz, welches sich bisweilen darin anhäuft, 
wird am besten mit dem gebogenen Ende einer Haarnadel entfernt; ist es 
verhärtet, so muß es durch lauwarmes Wasser erweicht werden. 
10. Der Geruchssinn hat seinen Sitz in der Nase. Diese ist im 
Innern mit einer Schleimhaut ausgekleidet, in welcher sich die Ende» 
des Riechnerven ausbreiten. Durch das Tränenwasser der Augen wird 
die Schleimhaut feucht erhalten. Gasförmige Stoffe, welche mit den 
Enden des Riechnerven in Berührung kommen, üben auf denselben einen 
Reiz aus, der zum Gehirn geleitet und dort von der Seele als Geruch 
empfunden wird. 
11. Der Geschmackssinn hat seinen Sitz in der Zunge, welche mit 
zahlreichen kleinen Warzen bedeckt ist, in denen der Geschmacksnerv endigt. 
Geruch und Geschmack sind als Wächter vor die Eingangsöffnungen unsers 
Körpers gestellt. Sie zeigen uns die schlechte Beschaffenheit der einge¬ 
atmeten Luft oder der aufgenommenen Speise an. 
12. Der Gefühlssinn ist über den ganzen Körper verbreitet. Sein 
Sitz ist in der Haut, insbesondere in den Tastkörperchen der Lederhaut. Wo 
diese in großer Menge vorhanden sind, haben wir ein seines Gefühl; am 
zahlreichsten sind sie in den Fingerspitzen. Mit ihnen können Blinde sogar 
die erhabenen Buchstaben ihrer Bücher lesen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.