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7. Das Ohr besteht aus dem äußern, mittlern und innern Ohr.
Am äußern Ohr unterscheidet man die Ohrmuschel und den Gehörgang.
Die Ohrmuschel ist ein flacher Knorpel, welcher mehrere Wülste und
Rinnen zeigt. Sie dient zum Ausfangen der Schallwellen und leitet sie
in den Gehörgang und zum mittlern Ohr. Das mittlere und innere
Ohr liegt im Felsenbein itn& wird gegen den Gehörgang durch das Trommel¬
fell abgeschlossen. Im Mittelohr liegen die drei Gehörknöchelchen, welche
nach ihrer Gestalt Hammer, Amboß und Steigbügel heißen. Vom Mittel¬
ohr geht ein Kanal zur Rachenhöhle, welcher den Namen Ohrtrompete
führt. Das innere Ohr heißt auch das Labyrinth nnd besteht aus dem
Vorhof, der Schnecke und den drei Bogengängen. Es ist mit dem Gehör¬
wasser angefüllt, in dem sich die Enden des Hörnerven ausbreiten.
8. Das Hören kommt auf folgende Weise zustande. Die Schall¬
wellen werden von der Ohrmuschel aufgefangen und durch den Gehörgang
zum Trommelfell geleitet. Von hier werden sie durch die Gehörknöchelchen
zum innern Ohr geleitet. Hier setzen sie das Gehörwasser in Schwingung
und üben so aus den Hörnerven einen Reiz aus. Dieser wird zum Gehirn
geleitet und hier von der Seele als Ton empfunden. Was also aus der
Außenwelt an unser Ohr schlägt, ist Schwingung oder Bewegung der
Luft; was zum Gehörnerven geleitet wird, ist ebenfalls bloß Schwingung
oder Bewegung; was zum Gehirn geleitet wird, ist Nervenreiz, dessen
Wesen wir nicht kennen; was aber die Seele empfindet oder wahrnimmt,
das erst ist der Ton; er ist ein Erzeugnis der Seele.
9. Pflege des Ohres. Obwohl das Ohr eine geschützte Lage hat,
muß es doch vor starken Erschütterungen bewahrt werden. Ein heftiger
Schlag vor das Ohr kann das Trommelfell zum Platzen bringen. Bei
einem heftigen Knall soll man den Mund öffnen. Dadurch wird bewirkt,
daß die Schallwellen von zwei Seiten gegen das Trommelfell schlagen
und es nicht eindrücken: vom Munde her durch die Ohrtrompete und vom
Gehörgange her. Mit spitzen Gegenständen darf man nicht in dem Gehör¬
gang bohren. Das Ohrenschmalz, welches sich bisweilen darin anhäuft,
wird am besten mit dem gebogenen Ende einer Haarnadel entfernt; ist es
verhärtet, so muß es durch lauwarmes Wasser erweicht werden.
10. Der Geruchssinn hat seinen Sitz in der Nase. Diese ist im
Innern mit einer Schleimhaut ausgekleidet, in welcher sich die Ende»
des Riechnerven ausbreiten. Durch das Tränenwasser der Augen wird
die Schleimhaut feucht erhalten. Gasförmige Stoffe, welche mit den
Enden des Riechnerven in Berührung kommen, üben auf denselben einen
Reiz aus, der zum Gehirn geleitet und dort von der Seele als Geruch
empfunden wird.
11. Der Geschmackssinn hat seinen Sitz in der Zunge, welche mit
zahlreichen kleinen Warzen bedeckt ist, in denen der Geschmacksnerv endigt.
Geruch und Geschmack sind als Wächter vor die Eingangsöffnungen unsers
Körpers gestellt. Sie zeigen uns die schlechte Beschaffenheit der einge¬
atmeten Luft oder der aufgenommenen Speise an.
12. Der Gefühlssinn ist über den ganzen Körper verbreitet. Sein
Sitz ist in der Haut, insbesondere in den Tastkörperchen der Lederhaut. Wo
diese in großer Menge vorhanden sind, haben wir ein seines Gefühl; am
zahlreichsten sind sie in den Fingerspitzen. Mit ihnen können Blinde sogar
die erhabenen Buchstaben ihrer Bücher lesen.