Full text: [Teil 2,3] (Teil 2,3 für Untersekunda)

28 Das Zeitalter Friedrichs des Großen. 
aufgehalten, noch nicht zur Stelle waren. Doch mit einem halben Siege 
wollte sich Friedrich nicht begnügen, darum gab er den Befehl, die festen 
Punkte, die die Russen noch innehatten, zu stürmen. Das war aber zuviel 
für die todesmatten Preußen, zumal Laudon nachmittags mit frischen 
den Spitzberg Säften in den Kampf eingriff. Der Angriff auf den Spitzberg mißlang, 
trotzdem Friedrich „allzeit vorn war" und die Soldaten, eine Zahne er- 
greifend, mit den Worten anfeuerte: „Kinder, verlaßt mich nicht; wer ein 
braver Soldat ist, der folge mir!" Zwei Pferde wurden ihm unter dem 
Leibe getötet, und er selber, dessen Kleider von mehreren Kugeln durch* 
bohrt wurden, entging dem todbringenden Geschoß nur dadurch, daß die 
Flintenkugeln an einem goldenen (Etui, das er in der Tasche trug, ab¬ 
prallten. Friedrich suchte den Tod,- als einer der letzten blieb er auf dem 
Schlachtfelde und rief verzweifelnd aus: „Kann mich denn keine verwünschte 
Kugel treffen?" Schon sprengten Kosaken heran, und Friedrich märe 
gefangen genommen worden, wenn nicht der Rittmeister prittwitz mit 
einem Kommando Leibhusaren im Augenblick der höchsten Hot den König 
herausgehauen hätte. 
3n völliger Auflösung flutete das geschlagene preußische Heer zur 
©öer zurück, wo Frieörich in öem Fährhause des Dörfchens Gtscher Unter- 
fünft fanö. Von hier aus sanöte der König noch am Abend öes Unglücks- 
s|«ibe?an *a9es einen Bericht an den Minister von Findenstein, der mit den er- 
stnäenftein schüttelnden Worten schließt: „Alles flieht, und ich bin nicht mehr Herr 
meiner Leute. Man wird gut tun, in Berlin auf seine Sicherheit zu denken. 
Dies ist eine furchtbare Niederlage, ich werde sie nicht mehr überleben. 
Die Folgen der Schlacht werden schlimmer sein, als die Schlacht selbst,- ich 
habe keine Hilfsquellen mehr und, wahr zu sprechen, ich halte alles ver¬ 
loren. Ich werde den Verlust meines Vaterlandes nicht überleben. Leben 
Sie wohl auf ewig!" Die körperlichen und geistigen Anstrengungen der 
letzten Tage, vor allem die Aufregung, die die furchtbare Schlacht mit sich 
gebracht hatte, waren auch für Friedrichs starke Natur zuviel, er brach 
fegföc? völlig zusammen und legte den Oberbefehl über die Armee in die Hände 
^nköef1,1 ^es Generalleutnants Finck. „Weil mir eine schwere Krankheit zugestoßen, 
so übergebe das Kommando meiner Armee während der Krankheit, bis 
an meine Besserung, an den General Finck." 
Doch diese Krankheit, die in einer völligen Abspannung der Nerven 
bestand, währte nur drei Tage. Bereits am 16. August führte der König 
öas Heer in südwestlicher Richtung nach der Spree, um den Österreichern 
öen Weg nach Berlin zu versperren. Er nahm Stellung bei Fürstenwalöe 
^RettungS und war auf eine neue Schlacht gefaßt. Aber da trat „das Mirakel des 
Hauses Brandenburg ein," wie der König an seinen Bruöer, den Prinzen 
Heinrich, schrieb, „in der Zeit, da der Feind nach dem Übergang über die 
©öer durch den Entschluß zu einer zweiten Schlacht den Krieg beendigen 
konnte, ist er von Müllrose nach Lieberose marschiert." Russen und ©stet-
	        
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