Full text: [Teil 2,3] (Teil 2,3 für Untersekunda)

Lesestücke aus der Kriegsliteratur 
w das war erst halbe Arbeit denn die Ostsee ist durch Deutschland, 
Dänemark und Schweden noch immer leicht zu sperren, und den Schlüssel 
zur Ausfahrt aus dem Schwarzen Meere bewahrt noch immer die Türkei, 
solange die befestigten Straßen des Bosporus und der Dardanellen ihr ge— 
hören. Besonders nach diesen haben die Russen große Sehnsucht, sowie nach 
dem Land zu beiden Seiten dieser Seestraße, nach Kleinasien und der Balkan— 
halbinsel. So möchte Rußland diejenigen, die dort gebieten oder Einfluß 
haben, knechten und vernichten, besonders Osterreich Ungarn und die Türkei. 
Darum hassen die Russen diese Staaten gerade so, wie sie nur noch Deutsch— 
land hassen, weil dieses ihnen die Ostsee sperren kann. Zu diesen Kriegs 
gründen Rußlands kommen aber auch noch ganz andere. Es gibt nämlich 
außer den Russen noch eine Anzahl slawischer Völker, die zum Teil im 
benachbarten Dterreich-Ungarn wohnen, und diese möchte sich Rußland gar 
zu gerne einverleiben. Man erzählte darum den slawisch sprechenden Völkern, 
sie seien bisher immer von den andern in Schatten gestellt worden. Das 
solle aber jetzt anders werden. Rußland, die große gütige Mutter aller 
slawischen Völker, wolle diese jetzt alle frei, unabhängig und stark machen. 
So schuf sich Rußland eine Schar eifriger slawischer Anhänger, die blind 
an jene Botschaft glaubten und bereit waren, sich für die kühnen Ver— 
sprechungen zu opfern. 
Ganz besonders tief hat diese Botschaft bei den Serben und Monte— 
negrinern, die auch Slawen sind, gewirkt. Die russischen Staatsleute 
bekamen dadurch Serbien so in die Gewalt, wie der Jäger seinen Jagdhund; 
wie dieser auf das Wild, so konnte Serbien jederzeit auf Osterreich-Angarn 
losgelassen werden. Rußland glaubte, die slawischen Völker dieses Reiches 
würden die Staatstreue brechen und sich alle begeistert auf Nußlands Seite 
stellen. Dies war ein großer Irrtum. OEsterreich-Angarns Völker ließen sich, 
einige traurige Ausnahmen abgerechnet, nicht betören. 
Nun betrachten wir einmal Englands Lage auf der Karte. Wie 
eine gierige Hand reckt es sich vor Europas Küsten aus dem Meer. Von 
seinem buchtenreichen Strand lösen sich Landzungen und dringen wie fühlende 
Finger weit ins Meer ein. Alles, was in diesem Meer auf Europa zu 
schwimmt, spüren sie zuerst. So haben es die Bewohner Englands auch 
verstanden, die Vorzüge ihrer Lage durch Schlauheit, Kunst und Kraft auf 
die ganze Erde zu übertragen. Sie haben sich rund um die Erde eine lücken 
lose Kette von Flottenstützpunkten geschaffen. Gibraltar, Malta, der Suezkanal, 
Aden, Ceylon, Singapore, Australien, die Südseeinseln, Falklandinseln, Ber— 
mudainseln sind ihre Hauptbefestigungen, die ihre Schiffe auch jederzeit mit 
allem ausstatten können, was diese auf der Fahrt oder im Kampf verbraucht 
oder verloren haben. Unterseeische Drahtbündel (Kabel) verkünden der engli—
	        
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