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welches von Deutschen auf den Trümmern des untergehenden Römer-
reiches gegründet wurde.
B. Die Burgunder gehörten zu denjenigen Deutschen, welche
seit Ä75 mit den Römern Krieg führten. Sie drangen über den
Rhein und gründeten im südöstlichen Gallien das burgundische Reich,
welches von 4L4 bis 434 bestand.
6. Die Vandalen, zuerst am Riesengebirge wohnend, zogen
dann nach Pannonien und beunruhigten unter der Regierung des
Honorius Italien, durchzogen Spanien und setzten, als sie hier von
den Westgothen nicht geduldet wurden, nach Afrika über, wo sie, in
der Gegend der heutigen Raubstaaten, unter ihrem König Geiserich
ein mächtiges Reich gründeten (43v).
v. Die Sachsen und Angeln, im nördlichen Deutschland an
den Ausflüssen der Elbe und Weser seßhaft, schifften seit 449 schaaren-
weise nach Britannien, vermischten sich mit den dortigen Bewohnern,
den Pieten und Scoten, und gründeten mehrere englische Reiche.
78. Die Hunnen, 3?5—453. Während die genannten
Völker, insonderheit die Gothen, mit den Römern in beständige Kriege
verwickelt waren, erschienen die schon in der römischen Geschichte er¬
wähnten Hunnen aus der Mongolei in Europa und übten einen ent¬
schiedenen Einfluß ans die Bewegungen der germanischen Völker aus.
Von den Hunnen giebt ein gleichzeitiger Geschichtsschreiber folgende
Schilderung: „Sie sind von fürchterlicher Wildheit und gräßlichem
Aussehen. Sie zerschneiden sich in der Kindheit Kinn und Wangen.
Bei der größten Häßlichkeit des Gesichts haben sie so wenig von der
menschlichen Gestalt, daß sie wie zweibeinige Bestien erscheinen. Sie
leben von wildem Wurzelwerk und rohem Fleische, welches sie wie einen
Sattel auf's Pferd legen und, von einem tüchtigen Ritt durchwärmt,
verzehren. Ackerbau ist ihnen fremd, feste Wohnsitze kennen sie nicht,
von Kindesbeinen an streifen sie in Bergen und Wäldern herum und
lernen Kälte und Hunger erdulden. Sie tragen leinene oder aus Fellen
von Waldmäusen zusammengesetzte Kleider, und wechseln dieselben nicht
eher, als bis sie ihnen in Fetzen vom Leibe fallen. Von ihren kleinen
zähen Pferden sind sie unzertrennlich; sie essen, trinken, schlafen und
treiben alle Geschäfte aus ihnen. Ihre schmutzigen Weiber und Kinder
führen sie auf Karren mit sich. Was anständig und schicklich ist, wissen
sie nicht, sie haben keine Religion. Eine ungemessene Begier nach Gold
treibt sie zu Raubzügen. Lanzen und Pfeile mit Knochen zugespitzt,
sind ihre Waffen, auch wissen sie mit vieler Geschicklichkeit Schlingen
über den Feind zu werfen. Sie bewegen sich außerordentlich schnell,
umschwärmen den Feind von allen Seiten, reizen ihn, zerstreuen sich,
fliehen und brechen dann unerwartet wieder hervor." Dieses Volk blieb,
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