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in mehreren Treffen und stellte die Ruhe wieder her. Wohl 100 000
Bauern haben bei diesem unheilvollen Aufstande ihr Leben eingebüßt,
und das Los der übrigen wurde noch härter als zuvor.')
Die Wiedertäufer. In Thüringen hatte sich Thomas Münzer,
früher Weltpriester, au die Spitze der Bauern gestellt. Er wollte ein
Reich stiften, in dem es weder Arme noch Reiche, weder eine geist-
liche, noch eine weltliche Obrigkeit geben sollte. Er verwarf die Kinder-
taufe und verordnete, daß die Erwachsenen nochmals getauft werden
müßten. Auch er zog mit seinen Anhängern, alles plündernd und ver-
wüstend, durch das Land. Bei Frankenhausen (1525) wurden die
Bailern vou dem Herzog Georg von Sachsen lind dem Land¬
grafen Philipp von Hessen geschlagen und auseinander gesprengt.
Thomas Münzer war geflüchtet und hatte sich versteckt; er wurde aber
ergriffen und starb reuig unter dem Henkersbeil.
Die Wiedertäufer in Münster. 1583—1535. Von Holland her
wohin sich die Wiedertäufer geflüchtet hatten, kamen sie nach Münster i. W.,
um hier „das Reich Sion" zu gründen. Auch hier plünderten sie Kirchen und
Klöster, zerschlugen kunstvolle Bilder und Statuen und derbrannten wertvolle
Büchereien. Die Türme der Kirchen wurden abgetragen, die Vielweiberei wurde
erlaubt und eine allgemeine Gütergemeinschaft eingeführt. Johann Bockel-
söhn, ein Schneider aus Lehden, machte sich zum Könige und nannte sich
„König von Sion"; mit ihm verband sich der Bäcker Mathiesen aus Har-
lem, der Tuchhäudler Kuipperdölliug aus Münster und Krechting. In
die Umgegend von Münster sandten sie 28 Apostel, damit sich das Reich Gottes
überallhin verbreite.
Der Bischof von Münster hatte währenddessen die Stadt belagert; als
die Not tu ihr aufs höchste gestiegen war, öffneten zwei Bürger die Stadttore.
Die Belagerer drangen ein und warfen die Wiedertäufer uach blutiger Gegen-
wehruieder. Ihre Hauptanführer Johann von Ley den, Kn ipp er d öl lin g
und Krechting wurden hingerichtet und ihre Leichname zum abschreckenden
, Beispiele in eisernen Körben an dem Turme der Lambertikirche aufgehängt.
b. Fortsetzung der Reformation in Deutschland. Inzwischen
hatte sich die religiöse Nengestaltnug in Deutschland weiter entwickelt.
Die Messe wurde abgeschafft, der Gottesdienst, desseu Mittelpunkt
die Predigt bildete, in deutscher Sprache gehalten und von sieben
Sakramenten wurden nur zwei beibehalten, die Taufe und das
Abendmahl. Mönche und Nonnen verließeil ihre Klosterzellen,
das Klostergnt wurde eiugezogeu und den Geistlichen gestattet,
sich zu verheiraten.
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*) Der Bauernkrieg bezeichnet die erste große soziale Erhebllttg des unter-
sten Standes in der Neuzeit mit kommunistischen Zwecken.