Full text: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

— 18 — 
durch große, längliche Schilde und führten als Angriffswaffe eiserne 
Speere und eine scharfgeschliffene Art mit kurzem gebogenen Stiel, die 
Frankiska. Den Kopf bedeckten sie mit kegelförmigen Helmen. 
Im Jahre 481 trat unter den salischen Franken Chlodwig, aus 
dem bedeutenden Geschlechte der Merowinger stammend, die Herrschaft 
an. Obgleich erst sünfzehn Jahre alt, war er doch ein kluger, unter- 
nehmungslnstiger, verschlagener Jüngling; um ein großes, einiges Franken- 
reich zu gründen, war ihm jedes Mittel recht. Mit den übrigen Fürsten 
der Franken schloß er ein Bündnis; später suchte er sie ditrdj ©ist und 
Dolch aus dem Wege zu räumen. 
2. Chlodwigs Kriege. Zuerst wandte sich Chlodwig gegen 
Syitgrius, der als Statthalter den letzten Rest des römischen Reiches 
zwischen Somme und Loire in Gallien verwaltete, und besiegte ihn bei 
S oissons (486). Der Geschlagene floh nach Toulouse zum Westgoten- 
könige, der ihn Chlodwig auslieferte; er wurde ermordet. Das fränkische 
Reich, wurde bis zur Loire ausgedehnt, und Chlodwig verlegte seine Re- 
sidenz nach Paris,x) mitten in das ehemalige römische Gebiet. 
Dann zog er gegen die Alemannen, die sich zwischen das Gebiet 
der salischen und ripuarischeu Franken eingedrängt hatten und das 
fränkische Reich auseinander zu sprengen drohten. Chlodwig kam dem 
ripuarischeu Fraukeuköuige zu Hilfe und besiegte die Alemannen in einer 
mörderischen Schlacht. (Zülpich? 496.) Der größte Teil des alemannischen 
Landes, die Gaue vom mittleren Neckar bis zum oberen Main, kam 
unter fränkische Herrschaft.^) 
Unterstützt von den Burgundern, wandte sich Chlodwig, der 
mittlerweile den katholischen Glauben angenommen hatte, gegen die West- 
goten, weil die arianischen Goten die katholischen Christen in ihrem 
Lande bedrängten und mißhandelten. Der Westgotenkönig wurde bei 
Poitiers (507) geschlagen und getötet und verlor sein Land bis an 
die Garonne. 
Infolge dieses Sieges verlieh der oströmische Kaiser dem Franken- 
fönig Titel und Abzeichen eines römischen Konsuls. In 
der Kirche des hl. Martin zu Tours bekleidete sich Chlodwig mit der 
römischen Toga, setzte sich ein Diadem aufs Haupt und zeigte sich hoch 
zu Roß dem Volke, von dem er erst jetzt als rechtmäßiger König 
betrachtet wurde. . 
Allmählich entstand hier eine fränkische Ansiedelung, worauf noch 
heute die Bezeichnung ile de France — Frankeninsel hinweist. 
a) Simrock: „Schlacht bei Zülpich," wo die Schlacht stattgefunden haben 
soll.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.