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&a sie wiederholt räuberische Einfälle in Thüringen und Sachsen gemacht
hatten, zog Karl gegen sie und zwang sie, seine Oberhoheit anzuerkennen.
Zum Schutze seines Reiches ließ er der Havelmündung gegenüber die
sorbische und sächsische Mark anlegen, die als der erste Anfang des
brandenburgisch-preußischeu Staates betrachtet werden kann.
Die Dänen, die zu Wasser und zu Lande ihre Plünderungszüge
in das Grenzland machten, trieb Karl hinter das Dane wirk, einen
Schutzwall nördlich von der Eider, zurück und gründete die dänische
Mark.
Karl hatte durch die glücklich geführten Kriege ein Reich gegründet,
das fast sämtliche deutsche Stämme ttt sich vereinigte und sich von dem
Ebro und dem Adriatischen Meere bis zur Nord- und Ostsee, von der
Theiß und der Elbe bis zum Atlantischen Ozean erstreckte.
— 3. Erwerbung der Kaiserkrone. 800. Karl war der mächtigste
Fürst des Abendlandes geworden und genoß ein Ansehen, das weit über
die Grenzen seines Reiches hinausreichte. Der oströmische Kaiser
und der Kalif Harun al Raschid ließen ihm durch glänzende Ge-
sandtschasten kostbare Geschenke überreichen, der Patriarch von Jeru-
salem schickte die Schlüssel des hl. Grabes, um Karl als dem Beschützer
der Christenheit zu huldigen, der Papst sandte die Schlüssel vom Grabe
Petri und das Banner der Stadt Rom, um an dem mächtigen Herrscher
eine kräftige Stütze gegen den feindlich gesinnten oströmischen Hof und
einen starken Schirmherrn für sich und die ganze Christenheit zu haben.
An Macht und Ansehen konnte der Frankenkönig mit den
römischen Imperatoren verglichen werden, und das rö¬
mische Kaisertum zu erneuern, war die Absicht Karls.
Im Jahre 799 wurde der Papst Leo III. von seinen Gegnern aus
Rom vertrieben und flüchtete sich zu Karl nach Paderborn, um vou ihm
Hilfe zu erbitten. Karl ließ ihn unter sicherem Schutze nach Rom zu¬
rückgeleiten -und zog selber über die Alpen, um Gericht zu halten.
Als hieraus der Frankenkönig am Weihnachtsfeste des Jahres 800
in der Peterskirche zu Rom am Altare betete, trat der Papst Leo zu
ihm hin uiii) setzte eiue goldene Krone aus sein Haupt. Das weströmische
Kaisertum war erneuert und Karl der erste Träger der kaiserlichen Krone,
die von den Römern aus die Deutschen übergegangen war. „Heil und
Sieg." rief das Volk, „dem von Gott gekrönten großen und frieden-
bringenden Kaiser der Römer!"
Durch die Kaiserkrone wurde Karl ein dem oströmischen Träger des
Kaisertitels ebenbürtiger Herrscher, stand als weltliches Oberhaupt
der Christeuheit dem geistlichen zur Seite und übernahm als Schirm-