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Herr der Kirche die Pflicht, den Papst und die Kirche zu schützen und
deren Anordnungen überall Geltung zu verschaffen. Durch die Erlangung
der Kaiserkrone gab Karl der Reichspolitik ihre Richtung für das ganze
Mittelatter.
4. Karls Sorge für das Wohl des Landes, a) Die Ver¬
waltung des Reiches. Das Streben Karls ging dahin, in seinem
Reiche gleich den römischen Kaisern unumschränkt zu
herrscheu; über Krieg und Frieden, über Thronfolge und alle Fragen
staatsrechtlicher Natnr wollte er selbständig entscheiden. Bei Erreichung
dieses Zieles ging er mit weiser Mäßigung vor, um den angeborenen
Freiheitssinn seiner Deutschen nicht allzu empfindlich zu verletzen, und
zeigte so seine hohe staatsmännische Begabung.
Sein weites Reich teilte er unter Abschaffung der alten Herzogs-
gewalt in Gaue,') an deren Spitze er als kaiserliche Beamte die
Gaugrasen setzte. Sie sprachen an Kaisers Statt Recht, wachten über
die Ordnung, führten den Heerbann, erhoben die Abgaben und sorgten
für die Erhaltung der Brücken und Wege. Die Gaue zerfielen in
Hundertschaften, die etwa hundert Gemeinden umfaßten, und an
deren Spitze ein Schultheiß stand. — An den am meisten bedrohten
Grenzen errichtete Karl Marken. deren Verwaltung er unter Mark-
grasen stellte, die die Grenzen des Reiches zu verteidigen, den Tribut
einzutreiben hatten und den Heerbann ins Feld führten. — Die Hof¬
güter oder Pfalzen des Kaisers wurden von Pfalzgrafen mit könig-
licher Gerichtsbarkeit verwaltet.
Über sein Land und die Amtstätigkeit seiner Beamten führte Karl
selbst und später durch die Sendgrafen oder Königsboten eine
strenge Aufsicht. Die Sendgrafen bereisten jährlich zu zweien, ein geist-
licher und ein weltlicher, die ihnen zugewiesenen Bezirke, prüften die
Amtsführung der Grafen, hielten Heerschau ab, saheu nach dem Zustande
der Klöster, Kirchen und Schulen, nahmen Beschwerden entgegen und
sprachen Recht; über alles hatten sie Karl eingehend Bericht zu erstatten.
— Um die gesamte Reichsverwaltnng überwachen zn können und um
die Bewohner einer Gegend, besonders die Klöster, die für die Ver-
pflegnng des Hofes zu forgeu hatten, nicht zu lange zu belasten, verlegte
Karl sein Hoflager bald hierin, bald dorthin; gern weilte er in Aachen,
Ingelheim und Nymwegen.
Sie hatten etwa die Größe eines preußischen Regierungsbezirks.
2) Mark — Grenzgebiet; merken — begrenzen.