Full text: Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden (Teil 3)

Arbeiten helfen mußten, wenigstens ein- oder zweimal in der Woche 
zur Schule zu schickeu. Doch gelang ihm die Durchführung des Schul- 
Zwanges ebensowenig wie die der allgemeinen Wehrpflicht. 
Als seine Beamten die Durchführung einer solchen Bestimmnng für 
unmöglich hielten und allerlei Einwendungen machten, antwortete der 
König: „Die Regierung will das arme Volk in der Barbarei erhalten; 
denn wenn ich baue und verbessere das Laud und mache 
keine Christen, so hilft mir alles nichts", wodurch er zugleich 
seine Anschauung über den Wert einer tüchtigen religiösen Bildung 
zum Allsdruck brachte. 
Über 2000 Schulen entstanden unter Friedrich Wilhelms Regieruug, 
1700 allein in Ostpreußen und zu ihrer Unterhaltung gab der Köllig 
ein Kapital von 150 000 Mark') her. Armen Gemeinden schenkte er 
beim Neubau einer Schule das nötige Holz. — Unter seiner Regierung - 
wnrde auch das erste Lehrersemiuar (zu Stettin) gegründet, und den 
evangelischen Pröpsten und Superintendenten befahl der König, die 
Vorbereitung und Prüfung der angestellten Lehrer in die Hand zu nehmen. 
Im Jahre 1736 erließ der Köuig einen Schulgrüuduugsplau, 
woriu er verlangte, daß die Lehrer die Schüler als Kinder der Ewigkeit 
ansehen sollten. Ihre Anfgabe sei es, sie zil Christum zu führen und 
dafür zu sorgeil. daß die Kleinen nach seinem Vorbilde an Weisheit und 
Gnade vor Gott und den Menschen wüchsen und zunähmen. Vor allem 
sollten die Kinder in der Religion, aber auch im Lesen, Schreiben 
l'.nd Rechnen unterrichtet werden. 
Der König ging auch selber in die Schuleu, erkundigte sich 
nach den Fortschritten der Kinder und ermahnte die trägen ernstlich, 
fleißig zil lernen. 
Anch nach beendigter Schulzeit sollte» die Knaben, 
welche ein Handwerk lernten, nicht ans dem Auge gelasseu 
werden. „Die Meister sollen," so schrieb der König in seiner Hand- 
werksordmmg (1733) vor, „die Lehrjungen in gebührender Zucht halteil, 
ihnen keinen Mutwillen, noch eine -andere Ungebühr gestatten. Sie 
sollen sie zur Gottesfurcht und guten Sitten soviel als möglich anhalten 
nnd sollen sie an Sonn-, Fest- und Bußtageu znnl Gottesdienst und zur 
Kinderlehre schicken." 
Das .Heerwesen. Eine ganz besondere Sorgfalt verwandte 
der König auf die Soldaten, welche er feine lieben blauen Kiilder 
') Möns pierati« lBerg der Frömmigkeit).^
	        
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