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Auf den Straßen, die man erst allmählich zu pflastern begann,
war die Unreinlichkeit und der Schmutz noch immer groß. Düngerhaufen
vor und neben den Häusern wurden in den größeren Städten nicht mehr
geduldet, @;infe, Schweine und anderes Vieh durfte sich aus deu Straßen
u„d öffentlichen Plätzen nicht mehr aufhalten. Die Stadttore wurden
nachts geschloffen, tags über fcharf bewacht, denn von den eingeführten
Lebensmitteln wurde vor dem Verkaufe eine Steuer (Schlacht- und Mahl¬
steuer) erhoben. Wächter mit Hellebarden und großen Hörnern hielten
Nachtwache, forgten für Ruhe und Ordnung und kündigten durch lang-
gezogene Töne ihres Hornes oder durch Singen die einzelnen Stunden an.
Zu dem Äußeren der Häuser paßte.auch die innere Einrichtung.
Gegenüber der überladenen Reichhaltigkeit früherer Zeit liebte man jetzt
eine einfache, aber gute und geschmackvolle Ausstattung; Reichtum und
Wohlhabenheit herrschte nur in wenigen Häusern. Der Fußboden wurde
mit Brettern belegt, hin und wieder fand man schon Leder- und Papier-
tapeten, meistens waren die Wände getüncht. Als neues Möbel kam
neben Schrank und Truhe die Kommode auf, die mit feiner
Leibwäsche und feinen musterreichen Damasten, die bei festlichen Gelegenheiten
die Tafel schmückten, gefüllt waren. Durch Aufstellung von sächsischem
Porzellan und durch blank geputzte zinnerne und kupferne Hausgeräte
empfingen Zimmer und Küchen eine gefällige Ausschmückung. In den
Wohnungen der Reichen fand man Stuckdecken und Gobelins,
Hracht aus der Zeit Ludwigs XIV.