Full text: Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden (Teil 3)

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Krieg gegen H^ortngat und Spanien. 1808—1814. 
Um den Handel Englands, das noch immer als unüberwundener 
Feind Frankreichs dastand, auf dem enropäifchen Festlande zu vernichten, 
suchte Napoleon die Kontinentalsperre in allen Staaten durch¬ 
zuführen; fast alle Länder fügten sich feinem Willen, nur die Türkei 
und Portugal wiesen diese Zumutung zurück, weil sie unter englischem 
Schutze standen. Napoleon ließ deshalb ein Heer in Portugal einrücken 
und das Land besetzen; die portugiesische Königsfamilie floh nach der 
Kolonie Brasilien in Südamerika. 
In Spanien waren zwischen dem Könige Karl IV. und seinem 
Sohne Thronstreitigkeiten ausgebrochen. Um dieses Land zu einem Lehns¬ 
staate Frankreichs zu machen, lud Napoleon die beiden Fürsten zu einer 
Zusammenkunst nach Bayonne ein. Durch List und Gewalt zwang 
er den König zur Abdankung und übertrug die Regierung in Spanien 
seinem Bruder Joseph, dem bisherigen Könige von Neapel. Mnrat, 
der bisherige Großherzog von Berg, wurde König von Neapel, das 
Großherzogtum Berg fiel als erledigtes Lehen an Frankreich. 
Die Spanier wollten aber von der Fremdherrschast nichts wissen; 
sie erregten einen allgemeinen Aufstand und eröffneten aus ihren Bergen 
und Schluchten einen erfolgreichen Guerillakrieg' gegen die Franzosen; sie 
sanden Hilse bei den Engländern, die ihnen ein Heer unter dem General 
Wellesley (Lord Wellington) schickten. 
Bevor Napoleon dem neuen Feinde im Südwesten persönlich 
entgegentrat, wollte er sich erst .uach dem Osten hin den Rücken decken. 
Aus dem „Fürstentage zu Erfurt" schloß er mit dem russischen 
Kaiser ein Bündnis; Rußland sollte Österreich den Krieg erklären, falls 
dieses Frankreich angreifen würde. Dagegen gab Napoleon feine Ein¬ 
willigung zur Erwerbung Finnlands und der Donaufürstentümer durch 
Rußland. 
Zu dem Fürstentage hatten sich die Fürsten des Rheinbundes entweder 
selber eingefunden oder ihre Thronerben gesandt; Preußen war durch den 
Prinzen Wilhelm vertreten, Ofterreich durch einen General. Napoleon zeigte 
sich in seiner ganzen kaiserlichen Pracht, aber auch in seiner endlosen Uber- 
Hebung und grenzenlosen Rücksichtslosigkeit gegenüber den deutschen Fürsten. 
Feste folgten aus Feste, die besten Pariser Schauspieler waren nach Erfurt 
gekommen, um hier „vor einem Parterre von Königen zu spielen". Auf dem 
Sck/.achtfelde von Jena wurde eine Hasenjagd (!) veranstaltet, zu der Prinz 
Wilhelm von Preußen Napoleon begleiten mußte. 
Nachdem das Bündnis mit Rußland zustande gekommen war, brach 
Napoleon nach Spanien auf, besiegte die Spanier in kurzer Zeit und
	        
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