Full text: Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden (Teil 3)

erstrebte. In dem Kampfe der Meinungen traten Leidenschaftlichkeit 
und Gewalttätigkeit immer mehr hervor, die demokratische Volksmasse 
erhob sich zum offenen Kampfe, in dem die beiden preußischen 
Abgeordneten Auers Wald und Lichnowsky durch Mörderhand 
einen gräßlichen Tod sanden. 
Unter fortdauernden Fehden, Reibungen und äußeren Einflüssen 
kam endlich (am 27. März 1849) eine Reichsverfassung zustande. 
Da aber die Nationalversammlung ohne alle Verbindung mit den 
Fürsten handelte, konnte sie ihre Beschlüsse nicht zur z Geltung bringen. 
Die kleindeutsche Partei setzte den Antrag durch, den König 
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen zum Kaiser der Deut- 
schen zu wählen. Doch dieser lehnte die angebotene Kaiserkrone ent- 
schieden ab, weil er nur im Einverständnisse mit allen deut- 
,Jch^n Fürsten und freien Städten die Kaiserwürde an- 
nehmen wollte. Da aber eine Zustimmung besonders seitens Öfter- 
reichs nicht zu erwarten war, brach das Werk der deutschen National- 
Versammlung zusammen. Österreich und Preußen zogen ihre Abgeord- 
neten aus Frankfurt zurück, und der Rest der deutschen Nationalver- 
sammlnng, das „Rumpfparlament", verlegte seinen Sitz nach Stntt- 
gart, wo es von dem Könige von Württemberg auseinander gesprengt 
wurde. 
b) Die Aufstände. Als seitens der Regierungen die Ab- 
lehnung der ReichsVerfassung erfolgte, forderte die demokratische 
Partei das Volk auf, die- Reichsverfafsuug mit Gewalt zur Geltung zu 
bringen. Infolgedessen kam es im Frühjahre 1849 in Dresden, 
Baden und der Pfalz zu blutigen Aufständen. Mit Hilfe prenßi- 
scher Truppen wurde die Ordnung in Sachsen in kurzer Zeit 
wiederhergestellt, und unter dem Oberbefehle des Prinzen Wilhelm 
von Preußen die Pfalz durch ein Bundesheer gesäubert und der 
Großherzog von Baden in seine Hauptstadt zurückgeführt. 
; ; , e) Die Union. Olmütz.x König Friedrich Wilhelm IV. ver¬ 
suchte auf friedlichem Wege im Bunde mit mehreren norddeutschen Fürsten 
Neugestaltung Deutschlands mit Ausschluß Österreichs durchzuführen;^ • 
er schloß mit Hannover und Sachsen das „Dreikönigsbündnis", 
das sich nach und nach zur „Union" ausbildete, der die meisten deut- 
schen Kleinstaaten angehörten. Während ein vom Könige Friedrich 
Wilhelm IV. nach Erfurt einberufenes Unionsparlament die von/ 
Preußen vorgelegte Unionsverfassung annahm, eröffnete Österreich/ 
unterstützt von süddeutschen Staaten und Rußland, den alten Bundes-
	        
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