— 48 —
Dritter Abschnitt.
Greußen.
Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst. 1640-1688.
Wahlspruch„Gott meine Stärke".
I. Kriedrich Wilhelm als Kurprinz.
1. Die erste Jugendzeit. Friedrich Wilhelm wurde im Jahre
1620 zu Berlin geboren. Auf eine gute Ausbildung des Prinzen wurde
schon frühzeitig bedacht genommen, und vor allem war seine Mutter eifrig
bestrebt, aus ihrem Sohne einen gottesfürchtigen Regenten zu machen.
Sie gab ihm unt.er andern die wichtige Lehre: „Gott vor allem und
seine Untertanen zu lieben und das Laster zu hassen; dann
werde Gott seinen Thron befestigen und aller zeitliche und
ewige Lohn ihm folgen."
Bereits in feinem fünften Jahre erhielt der Prinz tüchtige Lehrer,
mit vierzehn Jahren schrieb und sprach er geläufig deutsch, lateinisch,
französisch uud englisch. Das Studium der Geschichte und des Kriegs-
Wesens betrieb er mit besonderer Vorliebe; durch Reiten und Fechten
suchte er seinen Körper zu kräftigen. Als die wallensteinschen Scharen
in die Mark einrückten und Berlin weder die nötige Sicherheit für seine
Person, noch die erforderliche Ruhe für feine Ausbildung bot, kam der
Prinz in feinem siebten Jahre nach Küstrin, wo er den größten Teil
seines Knabenalters verlebte.
2. 8cht Aufenthalt in Holland. Zu seiner weiteren Ausbildung
kam Friedrich Wilhelm auf Veranlassung seiner Mutter, einer Enkelin
Wilhelms I. von Oranien, im Alter von 14 Jahren auf die Hochschule
Zu Lehden in Holland; doch war der Aufenthalt daselbst nur von kurzer
Dauer, weil in der Stadt die Pest ausbrach. Der Prinz begab sich des-
halb nach dem Haag, wo er bald viele vornehme Jünglinge kennen lernte,
junge Offiziere, die den Fürstenfohn zur Teilnahme an ihrem lockeren
Leben verleiten wollten. Aber mit Stolz und Entschiedenheit wandte sich
Friedrich Wilhelm von ihnen ab, verließ die Stadt uud eilte in das
Feldlager seines kriegskundigen und staatsweisen Vetters, des Prinzen
von Oranien, unter dessen Leitung er in den Kämpfen der Niederländer
gegen die Spanier die Kriegskunst der damaligen Zeit kernten lernte.
*) „Deus fertitudo mea."