Full text: Erzählungen aus der neuen Geschichte (Theil 2)

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unb bas Vertrauen, womit ihm bas Volk entgegen kam, unb 
feine überspannten Ansichten vom göttlichen Rechte ber Kö¬ 
nige, wie seine geheime Hinneigung zu den Katholiken be- 
mieten jene Revolution vor, bie seinen Sohn unb Nach¬ 
folger ins Verberben stürzte. 
Die Katholiken hegten große Erwartungen von emem 
Könige, bessen Mutter sie als Märtyrin ihres Glaubens 
verehrten, unb von bem sie Erleichterung des auf ihnen 
lastenden Druckes hofften. Auch war Jacob I. nicht abge- 
neigt, ihnen Zugeständnisse zu machen: aber das Parlament, 
das seine Absichten merkte, verschärfte die Maßregeln gegen 
die Katholiken, unb ber König, ber vorsichtig zu Werke gehen 
mußte, konnte nicht umhin, bessen Beschlüsse zu bestätigen. 
Das Fehlschlagen ihrer Hoffnungen erregte unter ben An¬ 
hängern der alten Kirche die größte Erbitterung, und die 
Frucht derselben war die Pulververschwörung, die nichts ge- 
ringeres bezweckte, als den König mit dem ganzen Parla¬ 
mente in die Luft zu sprengen. 
Die Verschworenen mieteten zuerst ein an das Paria- 
mentshaus stoßendes Gebäude, um von hier aus eine Mine 
zu eröffnen. Während dieser Arbeit erfuhren fie, daß etn 
Keller unter dem Parlamentshaufe selbst vermietet wurde. 
Sie nahmen ihn sofort in Beschlag und brachten allmählig 
fechsunddreißig Tonnen Schießpulver hinein, die sie mit 
Brennholz und Steinen bedeckten. Zur Ausführung des 
Frevels war der 5. November 1605 bestimmt, der Tag der 
Wiedereröffnung des Parlaments. Aber einer der Verfchwo- 
tenen erließ an feinen Schwager ein Warnungsfchreiben, das 
zur Entdeckung des Kellers unb bes Pulvervorrates führte. 
Einer der Schuldigen wurde dabei gefangen, die Übrigen er- 
griffen die Flucht. Als fie sich in einem Haufe verrammelten 
und zum Kampfe rüsteten, entzündete zufallig ein Funke ihr 
Pulver und verletzte einige der Teilnehmer. Tags darauf 
wurden sie von bewaffneter Mannschaft angegriffen und ge- 
fangen und büßten ihr Verbrechen mit dem Leben. 
Die Folge bieser vereitelten Verschwörung waren stren- 
gere Maßregeln gegen die Katholiken, die zu Staatsstellen 
jeder Art für unfähig erklärt wurden. Dennoch zeigte sich der 
König im Stillen viel gemäßigter und neigte sich insgeheim 
zum päpstlichen Stuhle hin. Wenn er sich fchon hierdurch die
	        
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