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tümer Minden, Halberstadt und Kamin als weltliche Fürsten-
tümer und das Erzstift Magdeburg als Herzogtum (vergl.
XXI 7).
. Fortan war es des Kurfürsten Ziel, seine unter sich noch
nicht verbundenen Gebiete zu einem einheitlichen Ganzen zu
vereinigen und seinen Staat vom Reiche unabhängig zu stellen.
Zunächst war er auf Vermehrung seines Heeres bedacht, das
im Jahre 1646 schon 8000 Mann betrug und nicht mehr
dem Kaiser, sondern nur ihm den Eid leistete. Die Vermeh-
rung der Truppen machte freilich Erhöhung der Steuern und
die Einführung einer Verbrauchssteuer (Accise) notwendig.
Aber auch für die innere Wohlfahrt des Landes war er rast-
los thätig; er zog zum Anbau der verwüsteten Gegenden Co-
lonisten aus den Niederlanden und der Schweiz heran und
nahm gegen 20000 nach Aufhebung des Edikts von Nantes
(1685) flüchtige Hugenotten in sein Land auf, durch welche
Fabrik- und Gewerbewesen zu hoher Blüte gediehen (vergl.
XXVIII.). Er legte Straßen und Kanäle an, z. B. den
Friedrich-Wilhelms-Kanal zwischen Oder und Spree, führte
die Post ein, sorgte für Wissenschaft und Kunst und gründete
die Bibliothek in Berlin.
Als die Ansprüche Polens auf Schweden den schwedisch-
polnischen Krieg veranlaßten, wußte er mit Kraft und Klug-
heit zwischen den kriegführenden Parteien die Stelle einer
Mittelmacht zu behaupten. Er half den Schweden in der
Schlacht bei Warschau (1656) den Sieg erringen, ohne diese
allzu mächtig werden zu lassen, und gewann im Vertrag zu
Melau (im Hess. Reg.-Bez. Königsberg) die volle Landeshoheit
im Herzogtum Preußen (1657), die im Frieden zu Oliva
bei Danzig bestätigt ward (1660). Das Recht der Steuer-
Bewilligung, das die preußischen Stände bisher besessen hatten,
vernichtete er und ließ bewilligte wie unbewilligte Steuern
erheben.*)
Seine Regierung fiel in die Zeit Ludwigs XIV., und
er gehörte felBst zu den Gegnern Ludwigs, als dieser seinen
Rachekrieg gegen Holland unternahm (vergl. XXVIII). Die
*) Der Schöppenmeister Rhode in Königsberg büßte seinen
Widerstand durch lebenslängliche Haft, ein Oberst von Kalkstein
sogar auf dem Schaffst (1672).