Full text: Erzählungen aus der neuen Geschichte (Theil 2)

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Festung geschickt. Die Zeit endeckte seine Unschuld; man gab 
ihn frei, dachte aber nicht weiter an seine vormaligen Ver- 
dienste und ließ ihn in Armut sterben. 
VI. 
Francesco de Almeida, Alfons von Albo- 
qnerqne, Statthalter in Ostindien. 
Im Jahre 1505 wurde eine aus zwei und zwanzig 
Schiffen bestehende Flotte nach Ostindien geschickt, unter dem 
Oberbefehl des.Francesco de Almeida. Er hatte den 
Auftrag, an einigen geeigneten Stellen Festungen anzulegen 
und dann den Titel eines Unterkönigs anzunehmen. Er 
nötigte die indischen Fürsten, die Oberhoheit des Königs von 
Portugal anzuerkennen, Zins zu entrichten, und die Anlage 
von Faktoreien, ja • sogar von Citadellen, in ihren eigenen 
Hauptstädten zu gestatten. Auch zwangen die Portugiesen die 
Eingeborenen, ihnen zu bestimmten Preisen zu verkaufen, und 
keine anderen Käufer zuzulassen, bis sie selbst hinlänglich mit 
Vorräten versehen wären. Es war natürlich, daß diese Be¬ 
schränkungen den größten Unwillen der Inder erregten und 
in ihnen die Begierde erweckten, das verhaßte Joch der Frem- 
den abzuschütteln. Doch alle ihre Versuche vermochten gegen 
die unwiderstehliche Tapferkeit Almeidas und seiner Krieger 
nichts auszurichten. Sein Sohn Lorenzo war der erste Por- 
tugiese, der nach Ceylon, dem Vaterlande des Zimts, kam 
und erwarb unsterblichen Heldenruhm. An der Spitze von 
elf Schiffen trieb er zweihundert feindliche in die Flucht, die 
der Samorin mit Anstrengung aller seiner Kräfte ihm ent- 
gegengestellt hatte. Dieser indische Fürst erwartete jetzt von 
dem Sultan Ägyptens und Syriens wirksamen Beistand, 
der durch den Handel der Portugiesen keinen geringen Schaden 
erlitt. Da auch die Venetianer ihren Handel durch die Por- 
tugiesen, welche den persischen und arabischen Meerbusen zu 
sperren suchten, gefährdet sahen, so unterstützten sie den Sul- 
tan von Ägypten durch allerlei Kriegsbedürfnifse. Nun sandte 
der Sultan eine Flotte in die indischen Gewäffer. Lorenzo, 
Almeidas Sohn, zog ihr an der Spitze einiger Schiffe ent- 
gegen. Seine Lage wurde gefährlich, dennoch dachte er nicht
	        
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