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Als nämlich der oben genannte Otto der Erlauchte ge-
sterben war, wollte Konrad dessen Sohn Heinrich nicht die
ganze Nachfolge in Sachsen und Thüringen gestatten (912).
Er war jedoch im Kriege gegen Heinrich, dem er einen
Teil seiner Besitzungen zu entreißen suchte, nicht glücklich,
denn der junge Sachsenherzog, von seinen Völkern geliebt,
leistete den tapfersten Widerstand. Einst belagerte der König
den Herzog in seiner Burg Grona, und die Not des letzte-
ren stieg so hoch, daß er bereits mit Konrads Gesandten
über seine Unterwerfung unterhandelte. Da erschien Plötz-
lich ein sächsischer Graf und fragte den Herzog Heinrich in
Gegenwart der königlichen Gesandten: „Wo sollen sich die
dreißig Legionen Hülssvölker lagern, die ich Dir eben zu-
führe?" Als die Abgeordneten dies hörten, kehrten sie zu
Konrad zurück, der nun die Belagerung aufhob. Erst nach-
her erfuhr er, daß der sächsische Graf nur fünf Mann bei
sich gehabt und ihn durch eine List getäuscht habe. Nach
vergeblichem Kriege mußte Konrad seinen Gegner im Besitze
aller seiner Länder belassen.
Auch mit schwäbischen Großen und dem Herzog
Arnulf von Baiern hatte Konrad manchen Kampf zu be-
stehen. Dazu kam, daß die Ungarn in Deutschland einfielen
und verheerend bis nach Elsaß und Lothringen eindrangen
(917). Konrad war selbst mit dem geringen Erfolge seiner
Anstrengungen und Sorgen unzufrieden; Gram und Miß-
mut nagten an seiner Seele, und eben als er Anstalten
traf, den eingedrungenen Ungarn zu begegnen, verfiel er in
eine tötliche Krankheit (918). Noch vor seinem Tode offen-
barte Konrad seine innige Liebe zum deutschen Vaterlande
durch einen Zug hohen Edelsinnes und aufopfernder Uneigen-
nützigkeit. Er besorgte, daß sein Bruder Eberhard nach
der Krone streben, aber eben so wenig, als er selbst, im¬
stande sein werde, das königliche Ansehen zu heben und
das Reich gegen äußere Feinde zu schützen. Die Erreichung
dieses Zieles hoffte er mit Zuversicht von Heinrich, dem
mächtigen Sachsenherzog, der ihm selbst früher so tapfern
Widerstand geleistet hatte. Er ließ daher seinen Bruder zu
sich kommen und sprach zu ihm in Gegenwart vieler Großen
des Reichs also: „Lieber Bruder, ich fühle, daß ich bald