Full text: Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form (Teil 1)

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Umgegend angefüllt waren und trotz der Kälte des Novem- 
bers viele unter freiem Himmel oder in Gezeiten sich lagern 
mußten. 
Zuerst entwarf Peter eine lebhafte Schilderung von dem 
Unglück der Christen im gelobten Lande, und das Feuer seiner 
Rede erfaßte die Herzen aller Umstehenden auf wundersame 
Weise. Da trat der Papst auf und seine Rede, in der er 
das Elend der heiligen Stadt mit glühenden Farben fchil- 
derte, rührte alle zu Thränen und rief die feurigste Begei- 
sterung hervor. Aus aller Munde ertönte der Ruf: „Gott 
will es! Gott will es!" Allen, die am frommen Unter- 
nehmen Teil nahmen, ward Vergebung der Sünden und 
ewiger Lohn im Himmel zugesichert. Zuerst nahete der 
Bischof Ab ent a r von Puy und bat knieend um die Er- 
laubnis, bem heiligen Zuge beiwohnen zu bürfen. Als er 
sie erhalten, folgte ber größte Teil ber anwesenben Geist- 
lichen seinem Beispiel. Alle hefteten ein rotes Kreuz aus 
ihre rechte Schulter, woher ihr Name Kreuzfahrer unb bie 
Benennung Kreuzzüge rührt. 
Alle, welche ber Versammlung beigewohnt hatten, ver- 
breiteten bie Begeisterung, welche sie selbst ergriffen, in ber 
Heimat. Jebermann sah Zeichen am Himmel, bie Gottes 
Willen bekunbeten. Steine fielen hagelbicht vom Himmel. 
Kometen unb Norblichter erschienen; man sah eine große 
Stabt am Himmel. Ein feuriger Weg heißt es, ging burch 
bie bunkle Bläue bes Himmels nach Morgen hin, unb Mb 
barauf erschien ber halbe Himmel blutrot. Ein Priester 
wollte am Himmel ein Schwert, ein anberer ein ganzes 
Heer, ein britter zwei feurige Reiter fechtenb, unb ben mit 
bem Kreuze geschmückten siegenb gesehen haben; ja es ging 
bie Sage, Karl ber Große sei von ben Toten auferftanben 
unb werde die heiligen Streiter selbst anführen. Eine damals 
ausbrechende Seuche, das heilige Fetter genannt, wurde schon 
als göttliche Strafe der Zögerung ausgelegt. 
Und wirklich dauerte es vielen zu lange, die zum Auf- 
bruch bestimmte Zeit zu erwarten. Peter von Amiens er- 
schien bereits im Frühjahr mit einem Heere ohne regelmäßige 
Waffen, ohne Geld, ohne Reiterei, welche teils aus Leib- 
eigenen, teils aus solchen Pilgern bestand, die von den
	        
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