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Aus diesem Hause war Richard entsprossen, der sich durch
seine löwenmutige Tapferkeit den Beinamen Löwen herz
erworben hat.
Die Nachricht von der Eroberung Jerusalems durch die
Ungläubigen erregte auch in Richard, dessen Seele längst
nach Kriegsruhm dürstete, die Begierde, einen Kreuzzug zu
unternehmen. Der ritterliche König brannte vor Ungeduld,
recht bald nach Palästina zu kommen, und scheute sich nicht,
selbst mit Gewalt das Geld dazu zusammen zu bringen. Zu-
gleich mit ihm nahm Philipp August, König von Frank-
reich, das Kreuz, und beide Könige vereinigten sich zu Vezelai,
von wo sie bis nach Lyon zogen. Da man diesmal die Wall-
sahrt zur See unternehmen wollte, so begab sich Philipp nach
Genua, Richard nach Marseille. In Messina kamen beide
wieder zusammen. Aber schon hier entstand zwischen ihnen
Uneinigkeit und Eifersucht, die teils in der Verschiedenheit
der Charaktere Philipps und Richards, teils in der feind-
seligen Stimmung, welche zwischen Engländern und Franzosen
herrschte, ihren Grund hatte. Leider dauerte dieses gespannte
Verhältnis beider Könige während des ganzen Kreuzzuges
fort, und trug nicht wenig dazu bei, einen glücklichen Erfolg
zu vereiteln.
Nachdem die Kreuzfahrer auf Sicilien überwintert hat-
ten, segelten die Franzosen mit dem Frühling des Jahres
1191 ab und kamen glücklich nach Palästina. Bald folgte
ihnen Richard nach. Aber ein Sturm zerstreute seine Flotte
und nötigte ihn, bei der Insel Cypern anzulegen, um die
zerstreuten Schiffe wieder zu sammeln. Die Insel Cypern
ward damals von einem Fürsten namens Isaak beherrscht,
der englische Pilger, welche an der Küste landeten, gefangen
nahm und sie ihrer Habe beraubte. Dafür verlangte Richard
jetzt Genugthuung, und da sie verweigert wurde, eroberte er
die Insel und setzte zwei englische Ritter als Statthalter ein.
Darauf segelte die englische Flotte weiter und gelangte glück-
lich nach Acre.
Diese Stadt wurde von den Christen seit beinahe zwei
Jahren belagert, und die Einwohner verteidigten sich mit
der hartnäckigsten Tapferkeit. Jetzt lagerten Franzosen und
Engländer vor der Stadt, dazu die Reste des deutschen