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innert sagt: „ Niemand auf Erden würde fie übertroffen ha¬
ben, wenn nur ihr Glaube ein rechter gewesen wäre."
So löwenartig nun auch Richards Tapferkeit war, die
fast ans Unglaubliche grenzt, so gelang doch die Eroberung
von Jerusalem keineswegs. Saladin war ihm an Feldherrn-
talenten überlegen und hatte treffliche Anstalten zur Vertei-
digung Jerusalems getroffen. So kam es denn, daß Richard
zweimal im Angesichte der heiligen Stadt war und jedesmal
umkehrte, ohne etwas ausgerichtet zu haben.
Schon war er im Begriff, sich in Accon (Acre) nach
England einzuschiffen, als er erfuhr, daß Saladin Joppe be-
drohe. Sogleich ging er mit einigen Fahrzeugen dorthin
unter Segel. Die Stadt fand er schon erobert und die Chri-
sten nur noch im Besitz der Burg. Dennoch sprang er un-
verzagt mit den Seinen ins Meer, gewann das Ufer, trieb
die Türken im ersten Anlauf aus der Stadt und verfolgte
fie, obgleich nur drei Pferde zur Hand waren. Darauf be-
zog er mit seinen Kriegern, in allem vielleicht kaum tausend
Mann, ein Lager vor den Thoren und ließ in Eile die zer-
störten Mauern wieder herstellen. Bald nahte ein zahlreiches
Türkenheer. Da stürzte auf einmal ein Krieger, der die
Türken heranziehen sah, in Richards Zelt und rief: „Wir
sind alle ohne Rettung verloren, o König!" „Schweig', oder
du stirbst von meiner Hand," donnerte ihm dieser zu und
eilte nach seiner Rüstung. Kaum konnte Richard seinen
Kettenpanzer anlegen; die Beinrüstungen anzuziehen blieb
ihm, wie den meisten andern, keine Zeit. Nur er selbst und
zehn Begleiter hatten Rosse. Die übrige Ritterschaft ließ
Richard dicht zusammentreten, auf das Knie fallen, die
Schilde vorstellen und die Lanzen schräg gegen den Boden
stammen. Hinter je zwei Rittern stand ein Armbrustschütze
mit seinem Gehülfen, dem es oblag das Geschoß zu spannen.
Sechsmal versuchten die Türken die sestgeschlossene Schar
zu svrengen, sechsmal wurden sie zurückgetrieben. Saladin,
der alles aufbot, um den Mut seiner Krieger noch mehr
zu entflammen, rief zornig: „Wo find diejenigen, welche
mir den König Richard gefangen bringen wollten?" „Herr,"
erwiderte ein Türke, „dieser König ist nicht wie ein anderer
Mensch, seinen Streichen kann niemand widerstehen." Nun