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Lande unter großen Gefahren fortsetzen. Die Deutschen
hatten Kunde von dem Wege, den er einschlagen mußte, und
lauerten ihm auf, denn sie waren wegen des Übermutes,
mit dem er sie zu Accon behandelt hatte, gegen ihn erbittert.
Er suchte als Kaufmann verkleidet, durchzukommen, aber sein
Diener, welcher auf dem Markte zu Wien Lebensmittel ein¬
kaufte, verriet sich durch morgenländische Münzen, und
Richard sich selbst durch einen kostbaren Ring. So ward er
entdeckt und von Leopold von öftroch, den er einst so
schwer beleidigt hatte, gefangen genommen. Dieser mußte
ihn jedoch bald an Kaiser Heinrich VI. ausliefern, der ihn
in der Burg Driefels gefangen setzen und bewachen ließ, um
für seine Auslieferung ein reiches Lösegeld zu erpressen. Hier
erschien einst Blondel, sein Sänger, der nach langem Suchen
seinen Aufenthalt gefunden hatte. Unter dem Turme sang
er die erste Strophe von Richards Lieblingslied; eine
Stimme aus dem Turm sang es zu Ende. Nun eilte
Blondel nach England, um für des Königs Befreiung zu
wirken.
Dreizehn Monate hatte feine Gefangenschaft gedauert,
als er gegen ein Lösegeld von 150 000 Mark wieder frei¬
gegeben wurde. Als Philipp August, der trotz seinem Eide
inzwischen in Richards Land eingefallen war, davon Kunde
erhielt, schrieb er an Richards Bruder: „ Nehmt Euch in Acht,
der Teufel ist wieder los!" Richard verzieh seinem Bruder,
der sich gegen ihn aufgelehnt hatte. Sein Krieg gegen Philipp
August war ohne Erfolg, da England durch Auftreibung des
großen Lösegeldes erschöpft wurde.
Richard fand seinen Tod in einem Kampfe gegen einen
seiner Vasallen, den er in dem Schlosse Chalus (im Limousin)
belagerte. Dieser Vasall hatte einen Schatz gefunden und
weigerte sich ihn herauszugeben. Während der Belagerung
ward Richard von einem Pfeilschuß am linken Arm ge-
troffen. Sofort gab er Befehl zu stürmen, und als das
Schloß erobert war, ließ er die ganze Besatzung aufhängen,
mit Ausnahme des Bogenschützen Bertrand de Gourdon, der
ihn verwundet hatte. Die Wunde war an sich nicht tödlich,
wurde es aber durch die ungeschickte Behandlung des Arztes.
Als der König sein Ende herannahen fühlte, ließ er Gour-