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sinnten Botschaft nach Deutschland an Konradin; er möge
kommen und sein väterliches Reich annehmen. Konradin war
Bereit, diesen Aufforderungen zu folgen: von Jugend auf
lebte er arm und ungeachtet bei seinem Oheim, dem Herzog
Ludwig von Baiern, aber der hohe Geist seiner Ahnen war
nicht von ihm gewichen. Vergebens warnte ihn voll düsterer
Ahnungen seine zärtlich besorgte Mutter: Italien mit seinen
Schätzen, seiner Lust, seinen Reizen habe alle Hohenstaufen zu
sich gelockt, aber zu sicherem Verderben, auch diesmal werde
es seine alte Tücke bewähren. Doch Konradin blieb entschlos-
sen, das Erbe seiner kaiserlichen Ahnen zu erringen oder ihrer
würdig unterzugehen, und lieber einen gefährlichen, schwierigen
Kampf zu beginnen, als daheim sicher, aber ruhmlos zu leben.
Mit echt ritterlichem Sinne verkaufte oder verpfändete er noch
die letzten Trümmer der hohenstaufischen Güter in Schwaben,
und warb dafür ein Heer, an dessen Spitze er, in Gesellschaft
seines Busenfreundes, des Prinzen Friedrich von Baden, im
Jahre 1267 den Zug über die Alpen antrat.
Anfangs ging das Unternehmen glücklich vonstatten.
Die hohenstaufisch Gesinnten (Ghibellinen) schlössen sich über¬
all dem jungen Konradin an, die Römer sogar führten ihn,
dem Papste zum Trotz, mit Triumphgepränge in ihre Stadt
ein. Die Pisaner hatten eine Flotte ausgerüstet, die bei
Messina einen glänzenden Sieg über Karls Galeeren davon
trug, ganz ©teilten erhob sich im Aufstand gegen die verhaß-
ten Franzosen. Karl von Anjou befand sich in der mißlich-
sten Lage; nur ein glückliches Treffen konnte ihn retten. Und
in der That gewann er die Schlacht bei Tagliacozzo oder
Scurcola, wo Konradin völlig geschlagen ward (1268).
Die hohenstaufischen Ritter, die den Sieg schon in Händen
hatten, zerstreuten sich zu früh: da brachen die Franzosen aus
einem Hinterhalt hervor und errangen den Sieg. Konradin
und sein Freund Friedrich wurden auf der Flucht durch Jo¬
hann Frangipani, dessen Familie von Kaiser Friedrich II. mit
Wohlthaten überhäuft worden, verraten und an Karl aus-
geliefert.
Der König ließ Richter und Rechtsgelehrte nach Neapel
kommen, durch deren Spruch Konradin als Frevler gegen die
Kirche, als Empörer und Hochverräter zum Tode verurteilt
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