Full text: Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form (Teil 1)

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das Versprechen der Hülfe, und salbte Pipin und dessen Söhne 
mit eigenen Händen. 
Im Jahre 754 rückte ein gewaltiges Frankenheer über 
die Alpen. Aistulf mußte versprechen, das Exarchat heraus- 
zugeben und Rom nicht weiter zu beunruhigen. Aber schon im 
folgenden Jahre (755) griff er Rom von neuem an; der 
bedrängte Papst suchte abermals Hülfe. Pipin kam zum zweiten 
Mal, befreite Rom und nötigte den König der Longobarden, 
das Exarchat abzutreten. Dies verlieh nun Pipin durch eine 
schriftliche Schenkung dem Papst, der dadurch in den Besitz 
vonRavenna und mehr als zwanzig Städten kam. So war 
denn der Papst nicht mehr blos geistlicher Herrscher, sondern 
auch weltlicher Fürst, und damit war der Grund zum Kirchen- 
staate gelegt. Sich selbst betrachtete Pipin von da an als 
Schirmherrn von Rom. 
Noch dreizehn Jahre führte Pipin unter steten Kriegen die 
Regierung mit Kraft und Einsicht. Er starb 768 und hinter¬ 
ließ das Reich seinen beiden Söhnen Karl und Karlmann. 
XVI. 
Das Mönchswesen. 
Schon in den ersten christlichen Jahrhunderten entwickelte 
sich in vielen die Neigung, von den Stürmen und geräusch- 
vollen Händeln der Welt getrennt, ihr Leben in stiller Ein- 
samkeit Gott zu weihen. Solche Menschen hießen Einsiedler 
»(Eremiten, Anachoreten). Durch Ertötung der sinnlichen Natur, 
durch Fasten, Beten und Kasteiungen suchten sie eine höhere 
Stufe der Vollkommenheit zu erreichen. Aus diesem Streben 
entstand das Mönchs- und Klosterleben. Am meisten Nahrung 
fand dasselbe in Ägypten, in einem Lande, dessen Klima 
und Naturbeschaffenheit von jeher bei seinen Bewohnern einen 
düsteren, dem Leben abgestorbenen Sinn hervorgebracht hat. 
Als der eigentliche Stifter des Mönchslebens ist der Ägypter 
Antonius zu betrachten. Er verteilte sein ganzes Vermö- 
gen unter die Armen, zog sich dann ganz von der Welt zurück 
und begab sich im Jahre 285 in eine Wüste. Hier strebte er 
'die körperlichen Bedürfnisse so viel als möglich zu beschränken. 
Stacke, Mittelalter. r
	        
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