Der russische Krieg. 249
dung hatte die Schlacht nicht gebracht. Indessen war Barklay von
der russischen Partei bei Alexander verklagt und trotz der bessern
Einsicht des Kaisers durch den 75jährigen Kutusow ersetzt. Der-
selbe nahm einige Tagemärsche vor Moskau bei Borodino an dem
Flüßchen Moskwa eine Schlacht an. In dieser fürchterlichsten Schlacht
des 19. Jahrhunderts rangen Franzosen und Russen, beide ungefähr
in gleicher Stärke (etwas über 100000 Mann) mit gleicher Aus¬
dauer und Wut. Die treffliche französische Artillerie und die schwere
Reiterei entschieden endlich den Kamps zum Vorteil Napoleons. Aber
in bester Ordnung zogen sich die Russen untierfolgt zurück. Die Ver¬
luste der Russen wurden auf 50000 Mann, die der Franzosen auf
30000 Mann angegeben.
Der Weg nach Moskau war frei. Am 14. September erschien 14. Sept.
der Kaiser vor den Thoren der Stadt; aber keine Deputation kam
ihm entgegen, um die Schlüssel zu überbringen und um Schonung
zu bitten. Keine Gesandten stellten sich mit Friedensanträgen ein. Die
Straßen waren wie ausgestorben. Napoleon bezog inmitten der öden
Stadt den Kxe.rnl, die alte Kaiserburg. Dort schreckte ihn der
Feuerruf empor; die ganze Stadt erschien ein Feuermeer; der mMsche
Gouverneur selbst, Rostopschin, hatte den Brand vorbereitet,.damit
das ermüdete französische Heer keine ruhigen Winterquartiere finden
solle. Sictirn Tage kannte die Stadt; neun Zehnteile derselben
sanken in Asche. Napoleon harrte auf den Trümmern einen ganzen
Monat auf Friedensanerbietungen; allein Alexander, auf den der \
feurige Stein den größten Einfluß übte, dachte nur an einen Kampf j
auf Tod und Leben. So sah sich Napoleon zum ersten Male in
seinem Leben zu einem großen Rückzüge genötigt. Er verließ Moskau
(18. Oktober), wandte sich erst nach Süden, kehrte aber nach einem 18. Oktob
Gefecht mit den Russen wieder auf denselben Weg, den er gekommen
war, auf die große Straße von Smolensk, zurück. Schon war der
Zug nicht mehr der geordnete Marsch eines Heeres, sondern eine
Völkerwanderung, in welcher sich Soldaten und Frauen, Gesunde und
Kranke, Kanonen und Gepäckwagen bunt durcheinander drängten und
nur wenige Corps ihren Zusammenhang bewahrten. Bald fehlte es
an Lebensmitteln; die Pferde stürzten haufenweise; und zu allen
diesen Leiden gesellte sich eineKält^ von 17° und die fortwährenden
Angriffe der Feinde. In btefent^^üstmitbi kam das Heer nach
Smolensk (13. November); doch noch größere Leiden standen ihm 13.Nov.
bevor. Die Russen hofften, das ganze Heer an der Beresina
abzuschneiden, und Napoleon mußte sich erst durch blutige Gefechte den
Übergang erstreiten. Wohl kam er selbst hinüber; aber sein Nach-
trab wurde zersprengt und zahllose Menschen kamen in den eisigen
Fluten des Wassers um (26.-29. November). Da bald darauf die ™26'"2? .
Kälte an einzelnen Tagen bis auf %9^stieg, so hörte von nun an oöem ev
alle Ordnung auf. Napoleon selbst verließ das Heer, um zu
Schlitten, in Pelze gehüllt, nach Paris zu eilen, dort mögliche